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AKTIVITÄTEN
den diese Themen im Vordergrund. Die beiden Künst ler
nahmen die Geschichte des berühmten Pergamon-Altars,
der nach seiner Ausgrabung nach Deutschland überführt
wurde, zum Anlass, um über Migrationsbewegungen heu-
te nachzudenken.
Ausgangspunkt der Ausstellung und zugleich das alle
Arbeiten verbindende Werk war «Monument to Another
Man’s Fatherland» (2008–2012). Dieser eindrückliche
35mm-Film zeigt Detailaufnahmen des Pergamon-Alta-
res. Es scheint, als hätten die Künstler den Fries mit der
Kamera Stück um Stück abgefilmt. Doch van Brumme-
len / de Haan hatten dafür vom Pergamonmuseum keine
Filmerlaubnis erhalten. Als sie das Museum mit der An-
frage kontaktierten, ein Kunstprojekt machen zu wo llen,
das die Verschiebung des Alta rs im 19. Jahrhundert aus
Per gamon (in der heutigen Türkei) nach Ber lin beschreibt,
hatte ihnen das Museum die Zusammenarbeit verweigert.
Stattdessen haben van Brummelen & de Haan in aufwän-
diger Recherche Abbildungen in akademischen Publika-
tionen und Museumsführern aus ganz unterschiedlichen
Zeiten zusammengesucht, abgefilmt, und so den Fries im
Film rekonstruiert.
Ergänzend zu diesem Porträt des Altars zeigten die
Künstler in einem 16mm-Film Po rträts ju nger Türken, die
zur Vorbereitung ihrer Auswanderung nach Deutschland
einen Sprachkurs im Goethe-Institut Istanbul belegten.
Van Brummelen & de Haan hatten die Teilnehmer dieses
Kurses gebeten, die kunsthistorischen Beschreibungen
der Friesplatten in Deutsch laut vorzulesen. Das schwie-
rige und ungewohnte Vokabular der Texte bereitete den
Ausreisewilligen in der Aussprache einige Schwierigkei-
ten und vieles blieb unverständlich.
Am 1. November, um 18 Uhr, feierte van Brummelen /
de Haans neuster Film «Episode of the Sea» (2013) im
Kunsthaus Zü rich Premiere. Der Film wurde in einem ein-
maligen Screening gezeigt und im Anschluss von einem
K ün stler gespräch mit Lon nie van Brummelen, Emily Scott
(vom gta) und Mirjam Varadinis begleitet.
Unterstützt durch Mondriaan Fund, Amsterdam, und die
Dr. Georg und Josi Guggenheim-Stiftung. Mirjam Varadinis
EDVARD MUNCH. 150 GRAFISCHE MEISTERWERKE
Die denkwürdige Ausstellung zum 150. Geburtstag des
Küns tlers entstand auf Anreg ung von Tobia Bezzola, der
2013 vom langjährigen Ausstellungskurator des Kunst-
hauses als Direktor an das Folkwang Museum in Essen
wechselte, und in enger Zusammenarbeit mit Ben Fri-
ja in Oslo, der auch den Kontakt zu einem der weltweit
wichtigsten Sammler von Munchs Grafik herstellte. Die
Kooperation schloss auch Gerd Woll ein, die langjährige
Chefkuratorin des Munch Museet, die als Verfasserin der
Werkkataloge der Gemälde und Druckgrafiken eine der
weltweit besten Kennerinnen von Munchs Schaffen ist.
Die Sammlung des privaten Leihgebers umfasst sämt-
liche Themen von Munchs Grafik, vor allem aber eine
Vielzahl unterschiedlicher Varianten eines Themas, die
einen profunden Einblick in seine Arbe itswe ise erlauben,
darunter singuläre, nur in dieser Sammlung vorhandene
Kombinationen und Folgen. Mit der Ausstellung dieser
Sammlung, die zum e rsten Mal überhaupt vollständig zu
sehen war, feierte das Kunsthaus einen Künstler, der mit
der Geschichte unserer Sammlung aufs Engste verbun-
den ist. Bereits 1922 war in Zürich durch die Initiative des
ersten Direktors, Wilhelm Wartmann, eine Retrospekti-
ve zu sehen, der weitere folgten. Die Munch-Sammlung
des Kunsthauses ist die grösste ausserhalb Norwegens,
und nicht weniger als zwanzig Gemälde, darunter eigene
Werke, die kostbaren Dauerleihgaben der Herbert Eugen
Esche-Stiftung und zwei Werke aus Privatbesitz bildeten
den Auftakt zur Grafikpräsentation im Bührlesaal. Eine
beachtliche Leistung erbrachte unsere Papierrestaurie-
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