wir Rinald o: Dem hoch aufra genden Schiffsmast zugeordnet,
b lickt er zur Liegenden zurück, zu deren Gesicht auch die Dia-
gonale des gerafften Segels unsere Blick e le nkt. Hinter Rinal-
do sehen wir die beiden Ritter , r echts Ubaldo, der den entzau-
b ernden Schild hält, in dem sich die Insel spiegelt. Anders als
das sich in die Tiefe erstreckende Meer und die Berge hinten
r echts wirkt sie leicht geisterhaft. Lanfranco wo llte wohl den
M oment zeigen, in dem Armidas Eila nd sich auf einmal als ein
immaterielles Wahngebilde
entpuppt.2
– Auf eindrucksvolle
Weise hat Lanfranco den Gegensatz zwischen der düsteren
Insel mit der Zauberin einerseits und dem leuchtenden weite n
Meer mit dem S chiff und dem raffaelesk f o rmulierten jungen
Helden ander erseits zugesp itzt. Inter essant ist die ursprüng-
liche V erbindung mit dem erwähnten Pendant, wo im Dunk eln
Maria, von den Hirten umgeben, im Zentrum des Lichtereig-
nisses des göttlichen Kindes steht. Im Kont ext des Römer
Sa nnesi-Ca sino moc hten Maria und Arm ida somit als gegen-
sätzliche F ra uenfiguren ersc hienen sein, die auf ganz unter -
sc hiedl iche Weise je einer schicksalshaft mit Jerusa lem ver-
bundenen christlichen I dealfigur zugeordnet sind.
Philip pe Büttner
1 Erich Schleier (Hg.), Giovanni Lanfranco, Un pittore barocco tra Parma, Roma e Napoli,
M ailand 2001, Nr. 11, S. 118 ff., und ders., Giovanni Lanfranco: «L’addio di Rinal do ad
Amida», in: Beiheft zum Auktionskatalog Porro & C., Dipinti antichi, Auktion 8, Mailand
26.5.2004, Los 40; Lot har Sickel, «Caravaggio, Lanfranco und Reni in der Sammlung
Sannesi. Geschicke einer Familie im Spiegel ihres Kunstbesitzes», in: Römisches Jahr-
buch der Bibliotheca Hertziana, Bd. 38, 2007 / 08, S. 233 – 295. Zur Bibliografie und Pro-
venienz siehe Véronique Damian, «Giovanni Lanfranco. Les Adieux de Renaud à Armide /
Rinaldo’s Farewell to Armida», in: La Vierge enfant de Francisco Zurbarán / Trois portraits
par Simon Vouet, Pietro Martire Neri et Angelika Kauffmann, Gal erie Canesso, Paris
2014, S. 32 – 43. Dort S. 37 auch eine Abbildung des Pendants in Alnwick Castle.
2 Ich danke Christian Klemm für diesen Hinweis.