Full text: Jahresbericht 2014 (2014)

ALBERTO GIACOMETTI 
CLARA GANZONI, 1930 
Die Auseinandersetzung mit dem Bildnis beschäftigte 
Alb erto Giacometti ein Leben lang, einen Kopf plastisch, ma- 
lerisch oder zeichnerisch zu erfassen, galt ihm als Basis 
sei nes Kunstschaffens. Er schuf Porträtköpfe, sitzende und 
stehende Porträtfiguren in den verschiedenen Medien von bei- 
nahe allen Pe rsonen in seine m Umfeld. Besonders jene waren 
seine Mo delle, die ihm vertraut waren und ihm nahe standen. 
Aus dem Familienkreis porträtierte Alberto nicht nur seine 
Eltern und Geschwister, sondern auch seine Cousinen und 
Cousins. Die neu erworbene 
Bleistiftzeichnung1 
von 1930 zeigt 
Clara Ganzo ni, eine in Sta mpa lebende Cousine Albertos. De- 
ren Mutter, Santina Ganzoni-Stampa, war die Schw ester von 
Albertos Mutter Annetta. Die Zeichnung stellt eine schöne Er- 
gänzung zum «Porträt Clara Ganzoni» (um 1922) dar, eben- 
falls eine Zeichnung in Bleistift, die sich dank des Legats 
Bruno Giacometti seit 2012 im Kunsthaus befindet. 
Während Giacometti 1929 mit der avantgardistischen 
Plastik «Tête qui regarde» in Paris unter den S urr ealisten für 
Begeisterung sor gte und sich 1930 für kurze Zeit dies em Kreis 
an schloss, entstanden in den 1920er- und 1930er-Jahren wei- 
t erhin klassisch aufgefasste oder geometrisierend-abstrahie- 
rende Bildnisse. An der A cadémie de la Grande Chaumièr e in 
Paris erarbeitete er für die Figurenstudien vor dem Modell 
di esen in geometrische Elem ente zerlegenden Stil, der vom 
Kubismus anger egt scheint. 
In der Zeichnung «Clara Ganzoni», in der die Dar gestell- 
te als Br ustbild nis in Dreiviertela nsicht geg eben ist, gliedert 
Giacomett i die organischen Rund ungen des Kopfes ebenfalls 
in geometrische Flächen auf, angelehnt an den Stil seiner 
Akademiezeichnungen. Mit festen Strichen und Sc hra ffuren 
wird vor allem das eng am Kopf anliegende und in die Stirn Stirn
	        
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