ALBERTO GIACOMETTI
CLARA GANZONI, 1930
Die Auseinandersetzung mit dem Bildnis beschäftigte
Alb erto Giacometti ein Leben lang, einen Kopf plastisch, ma-
lerisch oder zeichnerisch zu erfassen, galt ihm als Basis
sei nes Kunstschaffens. Er schuf Porträtköpfe, sitzende und
stehende Porträtfiguren in den verschiedenen Medien von bei-
nahe allen Pe rsonen in seine m Umfeld. Besonders jene waren
seine Mo delle, die ihm vertraut waren und ihm nahe standen.
Aus dem Familienkreis porträtierte Alberto nicht nur seine
Eltern und Geschwister, sondern auch seine Cousinen und
Cousins. Die neu erworbene
Bleistiftzeichnung1
von 1930 zeigt
Clara Ganzo ni, eine in Sta mpa lebende Cousine Albertos. De-
ren Mutter, Santina Ganzoni-Stampa, war die Schw ester von
Albertos Mutter Annetta. Die Zeichnung stellt eine schöne Er-
gänzung zum «Porträt Clara Ganzoni» (um 1922) dar, eben-
falls eine Zeichnung in Bleistift, die sich dank des Legats
Bruno Giacometti seit 2012 im Kunsthaus befindet.
Während Giacometti 1929 mit der avantgardistischen
Plastik «Tête qui regarde» in Paris unter den S urr ealisten für
Begeisterung sor gte und sich 1930 für kurze Zeit dies em Kreis
an schloss, entstanden in den 1920er- und 1930er-Jahren wei-
t erhin klassisch aufgefasste oder geometrisierend-abstrahie-
rende Bildnisse. An der A cadémie de la Grande Chaumièr e in
Paris erarbeitete er für die Figurenstudien vor dem Modell
di esen in geometrische Elem ente zerlegenden Stil, der vom
Kubismus anger egt scheint.
In der Zeichnung «Clara Ganzoni», in der die Dar gestell-
te als Br ustbild nis in Dreiviertela nsicht geg eben ist, gliedert
Giacomett i die organischen Rund ungen des Kopfes ebenfalls
in geometrische Flächen auf, angelehnt an den Stil seiner
Akademiezeichnungen. Mit festen Strichen und Sc hra ffuren
wird vor allem das eng am Kopf anliegende und in die Stirn Stirn