DANI GAL
AS FROM AFAR, 2013
Mit dem Bewusstsein, dass Geschichtsschreibung ein
komplexer Vorgang ist, hat Dani Gal sich der Beleuchtung ihrer
Auswahlkriterien und Aussch lus sm e chanismen ve rschrie ben.
Dabei hat sich in den letzt en Jahrzeh nten ge zeigt, dass gerade
die europäische Geschichte eine besonders schwierige ist,
weil viele Sachverhalte, die insbesondere die Mitschuld am
Holocaust und an der Verlängerung des Zweiten Weltkriegs
betreffen, lange verschwiegen worden sind, auch in der
Schweiz. Hauptgrund für diese kollektive Amnesie war, dass
die me isten Menschen, die dem damaligen po litisch en System
und ihren Kollaborateuren angehörten, auch in der Nach-
kriegszeit in einer öff entli chen Funk tion und im Berufsleben
standen. Glücklicherweise hat hier aber sukzessive ein Um-
denken stattgefunden, obwohl die k ritische Auf ar beitung der
Geschichte noch kein abgeschlossener Prozess ist und es wohl
auch nie sein kann.
Die wichtig s ten Faktenlieferanten zur Geschichtsschr ei-
bung sind Archiv e: Staatsarchive, Firmenarchive, persö nliche
Archive usw. Der Ku rzfilm «As from afar» (Wie aus der Ferne),
der von einem Text von Ludwig W ittgens tein über Gedächtnis-
b ilder ausg eht, ist aus der Untersuchung der Korr esp ondenz
zw ischen Simon Wiesenthal und A lbert Speer entstanden, die
am Wi ener Wiesenthal Inst itut für Holocaust-Studien aufbe-
wahrt wird. Wi esenthal ist ein Überleb ender des Holocausts,
der sein Leben der Suche nach Verbrechern des Nationalso-
zi alismus w idmete; Speer d agegen war Hitlers Architekt und
V ertrauter , der nach seiner V erurteilung Reue zeigte und Ver-
a ntwortung für die Verbrechen zu übernehmen ber eit war. In
diesem semifiktionalen Film versu cht Gal eine Leerste lle zu
beleuchten, nämlich das Rätsel, wie eine Freundschaft zwi-
schen den beiden Männern, deren Schicksal un ters chiedlich er un ters chiedlich er