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AKTIVITÄTEN
Ausstellung. Zugleich wurden aber auch Gemeinsamkei-
ten erfahrbar, etwa die Bedeutung der im Freien studier-
ten und gemalten Landschaft. Dazu kommt, dass die Bil-
der beider Kün stler , wie Fisch li b etont, über die gewäh lten
Motive hinaus in hohem Masse von der Malerei selbst
handeln. Von Hodler zeigte Fischli auch viele Zeichnun-
gen, die einen besonderen Zugang ermögl ichten und auch
fast komödiantische Szenen des grossen Malers des Su-
blimen einschlossen. Auf der anderen Seite fand sich
auch bei Schnyder Gegensätzliches: In den Berner Vedu-
ten zelebriert er mit einer seriellen Power-Malerei den
bunten Dichtestress des Mittellandes. Im Ablauf des Zyk-
lus der Thunerseebilder hingegen gibt er sich einer lich-
ten, fast esoterischen Momente-Freudigkeit hin.
Nebst einem bebilderten Faltblatt zu Hodler und einer von
Schnyder illustrierten Werkliste erschien zur Ausstellung
ein Künstlerbuch zur Thunersee-Serie.
Unterstützt durch die Vontobel-Stiftung und die Stiftung
Erna und Curt Burgauer. Philippe Büttner
EGON SCHIELE – JENNY SAVILLE
«Menschen sehend zu machen»: Mit dies em Wunsch, das
Publikum mit Kunst zu faszinieren, trat Egon Schiele
(1890 –1918) ein Jahr vor seinem unerwarteten Tod an
Wilhelm Wartmann heran, den damaligen Direktor des
Kunsthauses. Fast hundert Jahre späte r stellten wir die-
sen Gedanken unserer Ausstellung voran. Das expressive
Werk des österreichischen Küns tlers begegnete den Ar-
beiten der britischen Malerin Jenny Saville (*1970). Es
waren Kontrast und Annäherung, die dieses Nebeneinan-
der bestimmten , und die in unmittelbarer visueller Direkt-
heit erlebbar wurden. Es frappierte das Beharren auf ei-
ner ungeschönten Körperlichkeit, die künstlerisch dera rt
expl izit ausgeleuchtet wurde, dass sich beim Betrachten
nicht selten ein Gefühl von Scham, manchmal auch von
physischer Befangenheit einstellte. Dabei wurde das ei-
gentliche künstlerische Medium – Malerei und Zeichnung
– in den Vordergrund gerückt. Die malerische Umsetzung
dieser übersteigerten Leiblichkeit – bei Saville üppiges
Fleisch, bei Schiele hagere Versehrtheit – erfolgte in stu-
pen der Meisterschaft, die das Gefühl des Körperlichen in
Materialität und Taktilität übersetzt. Insofern kann von von