AUGUSTO GIACOMETTI
CONTEMPLAZIONE, UM 1907
Mit dem Ankauf von Augu sto Giacomettis Gemälde «Con-
templazione» (Kontemplation) konnte das Kunsthaus Zürich
die Gruppe symbolistischer Werke des Bergeller Malers um
eine wic htige Arb eit erweitern. Der junge Künstler malte das
q uadrat ische Gemälde um 1907 in seine r damal igen Wahlhei-
mat
Florenz.1
D orthin war er 1902 gezog en, nachdem er erst
eine Ausbildung als Zeichenlehrer in Zürich abgeschlossen
und d anach seine künstlerische Laufbahn bei Eu gène Grasset,
einem Vertreter des Art Nouveau, in Paris begonnen hatte.
Das Erlernen der Gesetzmässigkeiten von Linie, Form und
Farbe stand für den ju ngen Maler in Paris im Vordergrund. Bei
seinen Besuchen im Louvre entdeckte Giacometti allerdings
die Ma lerei der italienischen Künst ler der Frührenaissance,
insbesondere von Fra Ang elico. Er beschloss daher, sich für
längere Zeit in Florenz niederzulassen, um deren Werke in
den dortigen Bauwerk en studier en zu können.
Ei nige se iner in Florenz entsta nd enen Arbeiten zeug en
deutlich von seiner Auseinandersetzung mit der Kunst der
frühen Italiener
2
– auch seine später e Vorliebe für die Glasma-
lerei lässt sich aus d iesem intensiven S tudium heraus erkl ä-
ren. Parallel entstanden aber auch Werke, deren Inhal t sym-
bolistischer Natur ist, so «Die Nacht» (1903), «Der Traum»
(1905) oder eben «Ko ntemplat ion» .
Bereits 1905 hatte er im Wandbild «Der Traum» eine
ähnlich liegende Frauenfigur mit zurückgeworfenem Kopf
verwendet, deren Körperhaltung er in der ob eren Figur von
«Contemplazione» b einahe bis in alle Details
zitiert .3
Im spä-
teren Gemälde wiederho lte er die liegende F rauengestalt un-
ten im Bild und spiegelverkehrt in der mittleren Bildebene,
variierte allerdings deren expressive Gebärdensprache. Vor
sc h neebed eckten F elsen liegen die drei weiblichen Gestalten
ekstatisch verzückt in einer kar gen Landscha f t, die durch drei drei