Volltext: Jahresbericht 2015 (2015)

Bemerkenswert an «Contemplazione» sind ausserdem 
die Farbpalette und die Technik des Farbauftrags. Die gelbe 
Farbe, die hier do miniert, griff Giacometti zw ischen 1905 und 
1909 für mehrere Werke 
auf.6 
Das Gewand der mittleren Figur 
dürfte ursprünglich etwas f arb kräftiger in Rottönen geleuch- 
tet 
haben.7 
In der T ec hnik markiert das Gemä lde an hand der 
mit dem Spachtelmesser aufgetragenen Farben zudem den 
Überga ng zu Gia comet tis «neoimpressionistischer / tachisti- 
scher» Phase. 
Giacometti stellte «Contemplazione» zum ersten Mal 
1911 an der Frühjahrsausstellung der So cietà delle Belle Arti 
in Florenz 
aus,8 
verfrachtete es im Herbst desselben Ja hres 
nach 
Zürich,9 
um es wiederholt in der Schw eiz und später in 
Deutschland ausstellen zu können. Höchstwahrscheinlich 
1930 erwarb eine Dame in Zürich das Ge mälde, in deren Fami- 
lienbesitz es bis 2015 verblieb. 
Sandra Gianfreda 
1   Die Datierung ist bis her nicht gesichert. Aufgrund von August o Giacomettis vorber ei- 
ten den und vergleichbaren St udien, se iner später selbst verfassten Werkliste sowie 
frühe n Publikationen lie sse sich auch eine Entstehung um 1906 annehmen. Stilisti- 
sche Vergleiche sprechen jedoch für eine etwas spätere Datierung. Vgl. auch Hans 
Hartmann, Augusto Giacometti. Pionier der abstrakten Malerei: ein Leben für die 
F arbe, Ausst.-Kat. Bündner Ku nstmus eum Chur, Chur 1981, S. 86. 
2   Z. B. «Einzug in Jerusa lem» (1904) und «Verkündigung an die Hirte n» (1905). 
3   Beat Stutzer und Lutz Windhöfel, Augusto Giacometti. Leben und Werk, Chur 1991, 
S. 59. 
4   In einem Past ell von 1905 / 06 (Kunsthaus Züric h); in einem W andbildent wurf für ei- 
nen Brunne n in der Universität Zü rich von 1914 (Privatsammlung) sowie in einem 
Ölbild von 1915 (Privatsammlung). 
5   Oskar Bätschmann, «Ferdinand H odler: Figur , Landschaft», in: Das Engadin Fer- 
dinan d H odlers und anderer Küns tler des 19. und 20. Jahrhunderts, Ausst.-Kat. 
Bündner Kun stmus eum Chur und Segant ini Museum St. Moritz, Chur 1990, 
S. 59–60; Mon ika Brunn er , «‹Voyage en Italie›. Ferdinand Hodlers Skiz zenh efte seiner 
Italienreisen», in: Hu bert Locher und Peter J. Schneemann (Hg.), Grammatik der 
Kunst gesc hich te. Oskar Bätschmann zum 65. Geburtstag, Z ürich 2008, S. 196–197. 
6   Z. B. «Der T raum» (1905), «Adam und Eva» (1907) und «Die Sinnlichkeit» (um 1909). 
7   Dies er gibt der restauratorische Befun d im Kunsthaus Zü rich 2015. Vgl. auch die 
Beschreibung in: Erwin Poeschel, Augusto Giacomet ti, Z ürich 1922, S. 32. 
8   Pat rizia Belfanti, «Il soggiorno fiorentino (1902–1915) di Augusto Giacometti», in: 
Quadern i grigionitaliani, Bd. 69, 2000, S. 18 – 20; Augusto Giacomet ti, Von Stampa bis 
Florenz, Züri ch 1943, S. 83. 
9   Liste für den 28. 9. 1911 im Notizheft Skb HNA 13. 1.3.11 (SIK-ISEA, Schweizerisches Kunstarchiv).
	        
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