Pferd auch den sich ornamental dem Speer e ntgegenr eck enden
Drachen, vor dem das Pferd
scheut. 6
Erst nach Burckhardts Tod
k onnte die Bronzefassung gegossen und am Kohlenberg aufge-
ste llt werden, wo sie noch heute st eht. Das fertige Werk lebt von
der eleganten Spannung zw ischen den in ihren geschw u ngenen
Umrissen aufeinander bezogenen Protagonisten der Gru ppe. Die
erste Fassung, deren Guss wohl ebenfalls
p osthum
entstand,7
zeigt den Drachen nur
andeutungsweise. Insgesamt ist dieses
Werk noch etwas freie r gestaltet als die
endgültige Fassung. Das Hauptmotiv ist
aber bereits klar herauszulesen: Der
na ckte jugendliche Georg sitzt leicht nach
hinten gelehnt ruhig auf dem Pferd, das
wegen des nahen Drachens er sc hrocken
ein Vorderbein hebt und den Kopf nach
oben
wi rft.8
Trotz des S cheuens des Pfer-
des gelingt es dem Reiter aber ohne
Schwierigkeiten, den Impuls des Pferdes
zu kontrollieren und den Angriff auf den
Drache n auszuführen. Ande rs als in den Kunsthaus-Metopen mit
s einen K onfronta tionen zwischen den männlichen Figuren und
den Reitern, wird das Thema hier also auf den Kampf des nun
ver eint auftretenden Paares von Ross und Reiter gegen den Dra-
chen verlagert.
Auch in Burckhardts letztem Werk, der eleganten, eben-
falls grossformatigen «Amazone» mit Pferd von 1921–1923
(Bronzeguss in Basel, Mittlere Rheinbrücke), gelingt es der
menschlichen Figur, die tr iebhafte Energie des kräftigen Tier es
nach ihrem Willen zu lenken. Beide Gruppen, die Burckhardts
Schaffen abschliessen, zeugen von einer gefundenen Balance
zw ischen dem Menschlichen und dem Animal ischen – oder viel-
leicht auch zwischen den gedanklichen und den intuitiven As-
p ekten des kr eativen Prozesses.
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Carl Burckhardt, Ritter Georg, 1923,
endgültige Fassung am Kohlenberg, Basel