Burckhardt war ein grosser Verehrer Rodins. Formal fin-
den sich davon in seine m schönlinigen, auf der Oberfläche nur
leicht aufgerauten Ritter Georg kaum Spuren. Aber Burck-
hardt agiert in seinem Werk jenseits von s ymbo lischen I nhal-
ten und verl eiht der Form eine klare Eige nwertigk eit. Dadur ch
aber ist er hier ganz Schüler Rodins und ein wesentlicher
V ertr eter der jungen Schweizer
Moderne.10
Philippe Büttner
1 Die grosse Ausnahme ist Mario Marini, bei dem das Pferd zum animistischen Kum-
panen des Reiters wird und diesen in seinen Begegnungen mit guten oder verhee-
r enden Kräften begleite t. Siehe etwa Marin is Skulptur «Miracolo» (1962) im Ku nst-
haus. Interessant ist auch eine Zeichnung des sec hzeh njäh rigen Alberto Giacometti
von 1917 in der Albert o Giacometti-Stiftung (GS 148), in dem der junge Künst ler den
«Polnischen Reiter», ein Motiv aus einem damal s noch Rembrandt zuges ch riebenen
Gemälde, auf einen Sockel setzt und ihn so zu einem R e itersta ndbild mach t.
2 Zum Ritt er Georg noch immer grundlegen d : Carl Burckhardt: 1878–1923. Ausst el-
lung zum 100. Geburt stag, Ausst.-Kat. Kunsthalle Basel, Red. Dorothea Christ und
Mar grit Suter, Basel 1978, o. S., Pa ssagen zum Jahr 1922 und 1923.
3 Zu Burckhardt und dem Kunsthaus Züric h siehe Lukas Gloor , Venus. Carl Burck-
hardt und das Kunsthaus Zü rich, Züric h 2013. Eines der Reliefs Burckhardts am
Kunsthaus wurde 2016 von Pipilotti Rist in eine Projektion einbezogen, im Rahmen
derer die Künst lerin eine im Kampf gegen einen Griechen ste hende Amazone visu ell
«befreite».
4 Siehe Carl Burckhardt 1878 –1923, wie Anm. 2, Pas sage zum Jahr 1922.
5 Ebd., Passage zum Jahr 1923. Ein Foto der Gipsfassung bei Gloor , wie Anm. 3, S. 53.
6 Zum Grössenunterschied zwischen den beiden Fassungen siehe Karl Barth, Carl
Burckhardt, der Bildhauer und Maler 1878 –1923, Zü rich 1936, S. 20.
7 Wie der Guss der definitiven Fassung ist auch der nun geschenkte wohl post hum
ent stan den. Gesichert ist lediglich , dass er 1940 bereits vorhanden gewesen sein
muss und in M ailand geg ossen wurde. Am 23. 2. 2016 teilte der Schenk er des Werkes,
Dr. Damian H affter , in einem E -Mail mit, dass der Guss auf Fotos zu sehen ist, die von
vor 1940 datieren und das Werk im Garten des 1932 erbau ten Hauses sein es Vaters
in Riehen bei Basel ze igen. Er fügt an: «Mündlich wurde von mein em Vater übermit-
telt, dass er es direkt aus dem Burckhardt’ schen Familienbesitz für eine damals ge-
nan nte Summe erstanden hät te.» Wie auf dem Sockel zu lesen ist, erfolgte der Guss
in Mailand durch M. Pia zza im Wachsausschmelzverfahren. Es scheint den kbar , dass
der Gips der ersten Fassung nach der erfolgreichen Präsentation in Basel 1922 nach
Ligornetto zurückkam, wo der Künstler seit 1920 lebte, und dass er erst nach dem
Tode Burckhardts seit ens der Familie aus dem Tessin nach Maila nd zum Gies sen
gesa ndt wurde. Der Guss weist e inige sichtbare Gussnähte auf, und am einen Fuss
wurde überflüssige Bronze nicht entfernt, etwas , das ein Künstler wie Burckhardt,
wäre der Guss zu seinen Lebzeiten entstanden, wohl kaum so hätte ste hen lassen.
Nachdem er jahrzehntelang im F reien gest anden hatte, wurde der Guss 2010 res-
tauriert. Dabei wurde auch der anlässlich einer Ausst ell ung 1980 besc hädigte Speer
wiederhergestellt.
8 Anders als in der endgültigen Fassung überragt der Kopf des Ritters hier noch
denje nigen des Pfer des. Diese Erhöhung des Pferdekopfs in der zweiten Fassung Fassung