ÉLIE LASCAUX
L ʼÉGLISE DEVANT LA MER, 1927
Die Malerei Élie Lascauxs (1888 – 1968), ob wohl stets in
der Realität verankert, bildet eine poetische Welt zwischen
Traum und Fantasie ab. Sie wirkt entrückt und bewegt sich
jenseits des E tabliert en und Kanonisierten, mit einer Aura, die
Max Jacob als «Atmosphäre des
Himmlischen»1
beschrieb.
Élie Lascaux war ein Autodidakt – wie auch Henri Rousseau –
und entwickelte seine technischen und stilistischen Aus-
druck sweisen abseits der akademischen Maler ei seiner Zeit.
Im Bild «L ’église devant la mer» erstr eckt sich der Blick
des Betrachters von einer Anhöhe aus in die Tiefe auf das wei-
te Meer hinaus. Der obere und untere Rand des Bildes sind
abgedunkelt, als würde man durch ein Fernrohr auf die Land-
schaft blicken. Ein seltsamer Wolkenhimmel entwächst einem
hellen, kr eisförmigen Streifen, der sich verjüngend in we llen-
förmigen Bändern vor den leuchtend b lauen Himmel schiebt .
Feine, weis se Wogen durchziehen gl eichmässig das Meer. Ihre
Form wird in den Grasbüscheln auf der Landzunge aufgenom-
men, die sich als schmales Dreieck ins Meer zieht. Auf dem
Stück Land thront isoliert eine Kirche mit einem hohen Kirch-
turm; umschl o ssen wird sie von einer sich nach oben winden-
den Mauer, die ihr das Aussehen einer s piralförmige n Muschel
verleiht.
Als Lascaux Anfang des 20. Jahrhunderts von der Provinz
nach Paris zog, traf er schnell auf die literar ische und künst-
lerische Avantgarde. Zu seinen Freunden zä hlten Max Jacob,
Andre Ma lraux, Raymond Q ueneau, Michel Leiris u. a., die ihn
massgeblich unterstützten und förderten. Entscheidend für
seinen weiteren Werdegang jedoch war die Begegnung mit
dem Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler, der ihn prompt
in sein Galerieprogramm aufnahm – nebst Künstlern wie
Pablo Picasso , George Bra que, Fernand Léger oder Juan Gris.