FRANZ ERHARD WALTHER
24 GELBE SÄULEN, 1982
«Die Skulptur braucht das Auge nicht», schreibt Franz
E rhard Walt her (*1939 in Fulda ) 1966 provokativ und zugleic h
programmatisch. Sein W erkbegrif f richtet sich also nicht allein
an das Auge, so ndern schliess t in der Rezeption phänomenolo -
gisch den ganzen Körper mit ein. Walther war 1969 in der
Kunsthalle Bern in der epochalen Ausstellung «Live in Your
Head – When Attitudes B ecome Form» von Harald Szeemann
(1933 – 2005) vertreten, zu dem das Kunsthaus durch seine ku-
ratorisch h erausr agende Tätigkeit am Haus eine starke V erbin-
dung hatte . 1971 wurde Walther als Pr o fessor an die Hochschu-
le für bildende Künste Hamburg berufen, wo er bis 2005 tätig
war. Zu seinen Schülern gehörten u. a. John Bock, Rebecca
Horn, S antiago S ierra, Christian Jankowski, Ma rtin Kippenber-
ger und Jonathan Meese. Obw ohl er zu den einflussreichsten
Künstlern seiner Generation und der Prozesskunst in Deutsch-
land zählt, ist Walther mit Ausnahme des MAMCO in Genf nur
schwach in den öffentlichen Kunstinstitutionen der Schweiz
vertreten.
Mit dem Ankauf der historischen und monumental he-
rausragenden Installation «24 Gelbe Säulen» schliesst das
K unsthaus eine Lücke in seiner Sa mmlung. Die S äulen l assen
bewuss t an anthropomorphe Formen denken und wolle n derart
als Mittl er zwisch en Architektur , O bjekt und Me nsch fungieren.
Die Farbigkeit entzieht sich vorsätzlich dem verführerischen
Charak ter des Zeitgeschmacks, um sich vielmehr einem Voka-
bular des Zeitlose n einzuschr eiben. Chronologisch wie f ormal
lässt sich hier ein schöner Bogen zu den Kunsthaus-Beständen
der amerikanischen Minimal Art schlagen, gegenüber der
Walt hers haptische, partizipative und modulierbare Kunst als
stark e Gegenp ositi on b etrachtet werden kann.
Cathérine Hug