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MEISTERZEICHNUNGEN.
100 JAHRE GRAFISCHE SAMMLUNG
1915 wurde das erste «Inventar der Handzeichnungen und
der Kupferstichsammlung» angelegt. Nach letzter Zäh-
lung ist die Grafische Sammlung im Kunsthaus Z ürich mit
ihren mittlerweile über 95 000 Werken auf Pap ier zu einer
respektablen Institution gewachsen. Unter den 37 000
Handzeichnungen befinden sich Meisterwerke von Raffael
und Dürer, von Füssli, Turner, Hodler, Cézanne, Taeuber-
Arp und Giacometti. Heute ist die Grafische Sammlung
dank ihres innovativen Ausstellungsbetriebs, ihrer Erwer -
bungen in den Bereichen Zeichnung, Druckgrafik, Foto-
grafie, Film, Video, Multiple und Installation sowie ihrer
Kooperationen und Leihgaben mit den renommiertesten
Museen der Welt vernetzt.
In Zusammenarbeit mit einem Team von Kuratorinnen
und Kuratoren, dem Gian Casper Bott, Christina Grummt
und Paola von Wyss-Giacosa angehörten und das gegen
Ende der Vorbereitungen punktuell verstärkt wurde, hat
der langjährige Konservator der Grafischen Sammlung
eine Auswahl von Meisterzeichnungen aus sechs Jahr-
hunderten zusammengestellt. Eine repräsentative Publi-
kation, in der jede Zeichnung in Farbe ganzseitig abgebil-
det und kommentiert wurde, erschien in der langen Reihe
von Sammlungskatalogen des Kunsthauses. Die auf meh-
reren hundert Quadratmetern des Kunsthauses einge-
richtete Ausstellung zei gte die Zeichnungen in unmittel-
barer Nachbarschaft zu Gemälden und Skulpturen der
Sammlung. Im einleitenden Aufsatz zur Geschichte der
Grafischen Sammlung konnte der Konservator nachwei-
sen, wie es möglich wurde, trotz Rückschlägen ihr Prof il
kontinuierlich zu schärfen und mit Blick in die Zukunft
weiterzuentwickeln.
Die Ausstellung wurde unterstützt von UNI QUA Kunstver-
sicherung Schweiz. Bernhard von Waldkirch
MONET, GAUGUIN, VAN GOGH … INSPIRATION JAPAN
Mit «Monet, Gauguin, van Gogh … In spiration Japa n» wid-
mete das Kunsthaus Züri ch einem der faszinierendsten
Kapitel der französischen Kunst in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts eine gros se A usst ellung. Erstmals seit
mehr als fünfundzwanzig Jahren wurde dem unter dem
Begriff «Japonisme» bekannten Phänomen eine umfas-
sende Ausstellung gewidmet. Der Fokus lag dabei auf dem
Zeitraum von 1860 bis 1910, der Anfangs- und Hochphase
der Rezeption japanischer Kunst in Frankreich.
Als sich Japan – nach einer über zweihundertjährigen, na-
hezu vollständigen Abschottung – im Jahr 1854 wiede r für
die restliche Welt öffnete, setz te ein reger Waren- und In-
formationsaustausch mit dem Westen ein. Dies löste ins-
besondere in Frankreich eine regelrechte Ja pan-Bege is-
terung aus. Zunächst von einem kleinen Kreis von
Kün stlern und Literaten getei lt, ergriff diese Leiden sch aft
für das bislang fast unbekannte Land sehr schnell auch
das Bürgertu m, s odass «Japan» zu einer der w ich tigsten
Modeerscheinungen bis ins frühe 20. Jahrhundert wur de.
Die japanische Kunst war für die Entwicklung der europä-
ischen Moderne von grundlegender Bedeutung. Na hezu
alle grossen Meister, von Edgar Degas, Édouard Manet
und Claude Monet über Paul Gauguin und Vincent van
Gogh bis hin zu Pierr e Bonnard, Henri de T oul ouse-Lautr ec
und Édouard Vuillard, haben sich von japan ischen Bildmo-
tiven und Stilmitteln begeistern und inspirieren lassen.
Selb st Henri Matisse und Pablo Picasso zeig ten noch im
20. Jahrhundert ein grosses Interesse für Japan.
Die Faszination der Künstler ze igte sich in vielerlei Hin-
sicht: Sie stellten aus Japan importierte Kunst und Ge-