Full text: Jahresbericht 2015 (2015)

53 AKTIVITÄTEN 
MEISTERZEICHNUNGEN.   
100 JAHRE GRAFISCHE SAMMLUNG 
1915 wurde das erste «Inventar der Handzeichnungen und 
der Kupferstichsammlung» angelegt. Nach letzter Zäh- 
lung ist die Grafische Sammlung im Kunsthaus Z ürich mit 
ihren mittlerweile über 95 000 Werken auf Pap ier zu einer 
respektablen Institution gewachsen. Unter den 37 000 
Handzeichnungen befinden sich Meisterwerke von Raffael 
und Dürer, von Füssli, Turner, Hodler, Cézanne, Taeuber- 
Arp und Giacometti. Heute ist die Grafische Sammlung 
dank ihres innovativen Ausstellungsbetriebs, ihrer Erwer - 
bungen in den Bereichen Zeichnung, Druckgrafik, Foto- 
grafie, Film, Video, Multiple und Installation sowie ihrer 
Kooperationen und Leihgaben mit den renommiertesten 
Museen der Welt vernetzt. 
In Zusammenarbeit mit einem Team von Kuratorinnen 
und Kuratoren, dem Gian Casper Bott, Christina Grummt 
und Paola von Wyss-Giacosa angehörten und das gegen 
Ende der Vorbereitungen punktuell verstärkt wurde, hat 
der langjährige Konservator der Grafischen Sammlung 
eine Auswahl von Meisterzeichnungen aus sechs Jahr- 
hunderten zusammengestellt. Eine repräsentative Publi- 
kation, in der jede Zeichnung in Farbe ganzseitig abgebil- 
det und kommentiert wurde, erschien in der langen Reihe 
von Sammlungskatalogen des Kunsthauses. Die auf meh- 
reren hundert Quadratmetern des Kunsthauses einge- 
richtete Ausstellung zei gte die Zeichnungen in unmittel- 
barer Nachbarschaft zu Gemälden und Skulpturen der 
Sammlung. Im einleitenden Aufsatz zur Geschichte der 
Grafischen Sammlung konnte der Konservator nachwei- 
sen, wie es möglich wurde, trotz Rückschlägen ihr Prof il 
kontinuierlich zu schärfen und mit Blick in die Zukunft 
weiterzuentwickeln. 
Die Ausstellung wurde unterstützt von UNI QUA Kunstver- 
sicherung Schweiz. Bernhard von Waldkirch 
MONET, GAUGUIN, VAN GOGH … INSPIRATION JAPAN 
Mit «Monet, Gauguin, van Gogh … In spiration Japa n» wid- 
mete das Kunsthaus Züri ch einem der faszinierendsten 
Kapitel der französischen Kunst in der zweiten Hälfte des 
19. Jahrhunderts eine gros se A usst ellung. Erstmals seit 
mehr als fünfundzwanzig Jahren wurde dem unter dem 
Begriff «Japonisme» bekannten Phänomen eine umfas- 
sende Ausstellung gewidmet. Der Fokus lag dabei auf dem 
Zeitraum von 1860 bis 1910, der Anfangs- und Hochphase 
der Rezeption japanischer Kunst in Frankreich. 
Als sich Japan – nach einer über zweihundertjährigen, na- 
hezu vollständigen Abschottung – im Jahr 1854 wiede r für 
die restliche Welt öffnete, setz te ein reger Waren- und In- 
formationsaustausch mit dem Westen ein. Dies löste ins- 
besondere in Frankreich eine regelrechte Ja pan-Bege is- 
terung aus. Zunächst von einem kleinen Kreis von 
Kün stlern und Literaten getei lt, ergriff diese Leiden sch aft 
für das bislang fast unbekannte Land sehr schnell auch 
das Bürgertu m, s odass «Japan» zu einer der w ich tigsten 
Modeerscheinungen bis ins frühe 20. Jahrhundert wur de. 
Die japanische Kunst war für die Entwicklung der europä- 
ischen Moderne von grundlegender Bedeutung. Na hezu 
alle grossen Meister, von Edgar Degas, Édouard Manet 
und Claude Monet über Paul Gauguin und Vincent van 
Gogh bis hin zu Pierr e Bonnard, Henri de T oul ouse-Lautr ec 
und Édouard Vuillard, haben sich von japan ischen Bildmo- 
tiven und Stilmitteln begeistern und inspirieren lassen. 
Selb st Henri Matisse und Pablo Picasso zeig ten noch im 
20. Jahrhundert ein grosses Interesse für Japan. 
Die Faszination der Künstler ze igte sich in vielerlei Hin- 
sicht: Sie stellten aus Japan importierte Kunst und Ge-
	        
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