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begann zu einer Zeit, als Körperdarstellungen noch über-
wiegend eine Privatangelegenheit und durch soziale Me-
dien kaum anonymisiert verbreitet und omnipräsent wa-
ren. Gleichzeitig hat die sexuelle Revolution bei Koerfer
und der nachfolgenden Generation einen tiefgreifenden
Eindruck hinterlassen: der entblösste Leib trat als Zei-
chen des zi vilen Ungehorsam gegen den kriegführenden
kapitalistischen Staat und als lustvollen Protest gegen die
Zwangsjacke sozialer und über Generationen vererbter
Sittengebote an. Unter den Künstlern und Werken vom
19. bis zum 21. Jahrhundert finden sich unter anderem
Nobuyoshi Araki, Francesco Clemente, Nathalie Djurberg,
Dokoupil, Marlen e Dumas, Jeff Koons, Alex ej Koschkarow,
Lee Lozano, Robert Mapplethorpe, Boris Mikhailov,
Francesca Woodman und Sarah Lucas, deren Werk auch
das Plakatsujet lieferte. Zur Ausstellung ist ein Katalog
unter Federführung von Marianne Karabelnik mit neuen
B eiträgen der Ausstel lu ngsk uratorin Cathérine Hug sowie
Christoph Becker, Clemens Berger, Diedrich Diederich-
sen, Fabienne Li ptay und Mithu Sanyal erschienen.
Cathérine Hug
JOHN WATERS. HOW MUCH CAN YOU TAKE?
Wir wurden überrascht von diesem Angebot: Matthias
(This) Brunner, dem Kunsthaus eng verbundener Cineast
und Kunstfreund, offerierte uns seine umfangreiche und
vielfältige Samml ung von Werk en des Kultregisseurs John
Waters («Hairspray», «Female Trouble»), mit dem ihn eine
langjährige Freundschaft verbindet. Die Sammlung, die
vom 14. August bis zum 1. November im Kabinett präsen-
tiert wurde, umfasste rund 40 Fotografien, Assemblagen
und Skulpturen, die Waters als biss igen Komme ntato r der
glamourösen Filmwelt zei gt, der Konsumsucht, Alkohol-
missbrauch und missglückte Schönheitsoperationen mit
pointiertem Witz und nicht ohne Selbstironie aufs Korn
nimmt: «How much can you take?». Die Ausstellung war
überaus populär bei Presse und Publikum, und der Be-
such von John Waters am 23. S eptember mit einer aben d-
füllenden Performance im übervollen Vortragssaal ein
glänzender Erfolg. Das Kunsthaus besitzt nun die um-
fangreichste John Waters-Sammlung. This Brunners
Überraschung ist gelungen!
Die Ausstellung wurde unterstützt von Swiss Re – Partn er
für zeitgenössische Kunst. Christoph Be cker
EIN GOLDENES ZEITALTER
Gegenstand dieser zusammen mit Claire Hoffmann vor-
bereiteten Ausstellung war eine hervorragende Zürcher
Privatsammlung flämischer und holländischer Gemälde
vom späten 15. bis zum frühen 18. Jahrhundert. Sie ent-
hält 48 zumeist sign ierte Bilder ( davon drei zu einem Trip-
tychon vereinigt) sowie vier Radierungen mit Kupferstich.
Im Mittelpunkt steh en Landschaften und Stillleben, dazu
kommen Genreszenen und einige wenige Figurenbilder Figurenbilder