bei Peter Blum in New York, entfalten de Crignis ’ grosse Formate
ihre Wirkung dort am nachhaltigsten, wo sie ca. 40 cm über dem
Boden an einer weissen Wand installiert werden, «sodass sie einen
direkten Bezug zum menschlichen Körper aufnehmen», wie der
Künstler in seiner Anweisung
präz isiert.5
Doch wäre es falsch, de Crignis auf die Malerei von blauen
Bildern zu reduzieren. Ab 2002 konzentrierte er sich auf die
«Grays», wobei wiederum das quadratische Grossformat in den
oben erwähnten Abmessungen und der langwieri ge Entsteh ungs-
prozess die Bildwirkung verstärken. Die Erscheinungsfarbe der
Oberfläche von «Painting Nr. 06-44», 2006, einem der letzten
Gemälde des Küns tlers, verdichtet sich über viele Zwische nstuf en
zu einem Farbwert, der mit der Bezeic hnung «Gra u» nicht annä-
hernd erf asst werden kann. Mehr noch als bei den blauen Bildern
verbindet sich hier das quadratische Format mit der visuellen
Erfahrung von Schwer elosig k eit. Durch diesen raffinierten Kunst-
griff vermeidet de C rignis konsequent jede Art von Wahrnehmung,
die nicht im Medium selbst begründet ist. Erst auf dieser Stufe
kann das natürliche Tageslicht mit dem gemalten Farblicht –
kristall klar und
r ealistisch6
– auf der Bildfläche interagieren.
Bernhar d von Waldkirch
1 Die s ieben Arbeiten auf Pa pier von Rudo lf de Crignis, die 2001 von der Grafisc hen Samm-
lung erworben wurden, las sen auf den ersten Blick nic hts oder fast nichts erkennen.
An der Schwelle zur Sichtbarkeit könnte man dieses ephemere visue lle Ereignis am
ehes ten mit dem Verlöschen eines Farbrauschs oder mit der Schwerelosigkeit eines von
F arblich tern durchkreuzten Weiss umschreiben.
2 Rudol f de Crigni s, «Notizen zur Malerei», in: Kat hrin Gut, Saalblatt in der Ausstellung
«Farblichter», Kunstraum Bürkle, Freiburg i.Br. 23. 3.– 23. 6. 2013.
3 Für «Painting Nr. 05-30», 2005 (Albright- N ox Art Ga llery , Buffalo, New York) sind 36 Farb-
schichten dok ument iert; vgl. «The Making of a Painting», in: Michael Paoletta (Hg.), R udolf
de Crignis: New York 1985 – 2006, mit Beiträgen von Joseph Cunningham, Lawrence Rin-
der et. al., Santa Fe 2012, S. 189.
4 Ein vom Künst ler mit ausgestreckten Armen pr oblemlos transportierbares Ra hmenmass .
5 Zit iert in: Georg Imdahl , «Spätmodernistische Malerei, heute», in: Paoletta 2012 (wie
Anm. 3), S. 199.
6 Zum Begriff des «kristallklaren Realismus« bei de Crignis und Robert Ryman, vgl. Georg
Imdahl, ebd. S. 203. 203.