56 AKTIVITÄTEN
Premiere, die Pipilotti Rist speziell für Zürich entwickelt
hatte: der «Pixelwald» (2016). Das Werk besteht aus ins
gesamt 3000 LEDLeuchtkörpern, die an Kabellianen im
Raum hängen und sich zu einem magischen BildWald
zusammenfügen, den die Besucher durchwandern kön
nen. Jeder der LEDLeuchtkörper wird einzeln mit einem
Videosignal angesteuert, so dass sich der Lichterwald
ständig verändert. Das Ganze ist so etwas wie ein bewe g
tes pointillistisches Bild in 3D oder die Idee «eines in den
Raum explodierten Bildschirmes», wie es die Künstlerin
umschreibt. Mit diesem Werk betrat Pipilotti Rist nicht
nur künstlerisch, sondern auch technisch Neuland. Un
terstützt wurde sie dabei von der Lichtdesignerin Kaori
Kuwabara und von den langjährigen Mitarbeitern aus
dem Studio Rist, die dafür sorgten, dass alles reibungslos
funktionierte. Auch die frühen SingleChannelVideos, mit
denen Pipilotti Rist bekannt w urde, waren zu sehen. Doch
die Ausstellung war nicht als klassische, chronologisch
geordnete Retrospektive angelegt, sondern als Gesamt
installation, in der die Werke aus den unterschiedlichen
Schaffensphasen miteinander in einen Dialog traten und
so neue Bezüge zwischen den verschiedenen Werkperi
oden erkennbar wurden. Zentral, in der Mitte der Aus
stellung, richtete Pipilotti Rist ein kollektives «Heim» ein.
Darin wurden rund zwei Dutzend Objektassemblagen und
Videoskulpturen aus den letzten zwei Jahrzehnten ge
zeigt, und die Besucher konnten es sich auf den Möbeln
bequem machen.
Zuhinterst im Bührlesaal wurden abwechslungsweise die
raumfüllenden Doppelprojektionen «Worry Will Vanish
Horizon» aus dem Jahre 2014, «Sip My Ocean» ( 1996) und
«Ever Is Over All» (1997) gezeigt. Hier luden ein weicher
Teppich sowie extra für die Installation gesch affene Kissen
dazu ein, sich hinzulegen und entspannt ins Werk einzu
tauchen. «Worry Will Vanish Horizon» kam im Anschluss
an die Ausstellung erfreulicherweise als Dauerleihgabe
der BechtlerStiftung in die KunsthausSammlung.
Am 14., 16. und 17. April zeigte die junge Tänzerin und
Choreografin Eugénie Rebetez (*1984) in der Ausstellung
eine Performan c e, die sie speziell für und mit Pipilotti Rist
entwickelt hatte. Auch diese er freute sich eines grossen
Publikumszuspruchs.
Zur Ausstellung erschien im SnoeckVerlag eine Publika
tion in Deutsch und Englisch, die als Glossar aufgebaut
war und die wichtigsten Themen und Begriffe von Pipilotti
Rists künstlerischem Universum anhand kurzer litera
rischer und visueller Beiträge von A – Z beleuchtete. Er
gänzt wurden die Beiträge durch Bildmaterial, das in vie
len Fällen bisher noch nie veröffentlicht worden war und
direkt aus dem Archiv von Pipil otti Rist in Zü rich stammte .
Die Künstlerin selbst steuerte Gedichte bei sowie zwölf
grosse Bildtafeln, die man aus dem Buch herausnehmen
und aufstellen kann – als ganz spezielle, eigene Pipilotti
RistEdition. Eine App ergänzte das Vermittlungsangebot
zur Ausstellung.
Unterstützt von Swiss Re, Partner für zeitgenössische
Kunst, und Panasonic. Mirjam Varadinis