Full text: Jahresbericht 2016 (2016)

59 AKTIVITÄTEN 
diese umfassende Übersichtsausstellung auf zwei Konti­ 
nen ten gewidmet. Die letz te ihrer Art fand weltweit 2002 in 
Paris statt, am Kunsthaus Zürich 1983. Die Retro spe ktive 
erkundet e an hand von rund 200 Expo naten Picab ias frü hen 
Erfolg als impr ess ion istisch er Maler sowie seinen essen­ 
zie llen B eitrag zu Dada und zur Geschichte der moderne n 
Kunst. Die Aus stellung und der dazu gehörende Kat alog 
waren ein Gemeinschaftsprojekt des Kunsthaus Zürich 
und des Museum of Mo dern Art in New York ( 21.11.16 bis 
19.3.17) , an dem Cathérine Hug in der Nachfolge von To­ 
bia Bezzol a mit der Kuratorin Anne Umland während der 
letzten drei Jahre gearbeitet hat. Die Ausstellung hatte 
im Vergleich zu ihren Vorläufern einiges Neues zu biete n: 
So waren die als Gru ppe zu betrachtenden Grossformate 
«Udnie» und «Edtaonisl» (beide 1913) erstm als seit 1949 
wieder gemeinsam auf europäischem Boden zu sehen. 
Viele Werke der abstrakten Spätphase sind wegen den vie­ 
len Schichten, die Picabia angebracht hat, äusserst fragil. 
Es wurden von allen S eiten grosse Anstrengungen unter­ 
nommen, um restauratorische Massnahmen zu ergreifen 
und die Werke dadurch reisefähig zu machen. Insgesamt 
über 70 priv ate und öffentliche Leihg eber haben diese Aus­ 
stellung möglich gemacht, darunter der Hauptleihgeber 
Centre Pompidou, Musée national d’art moderne in Paris 
sowie der Koproduktionspartner MoMA. 
Ein 368 Seiten umfassender und reich bebilderter Kata­ 
log mit rund fünf zehn neuen wissenschaftlichen Beiträ­ 
gen ist beim Verlag Mercatorfonds (Brüssel) in Deutsch, 
Englisch und Französisch erschienen und versteht sich 
als Meilenstein in der Picabia­Forschung. Im Rah men der 
Ausstellung fan den neben einem umfangreichen Vermitt­ 
lungsprogramm mit Führungen und Workshops auch vier 
Veranstaltungen statt, welche unterschiedliche Aspek­ 
te beleuchteten: die kunsthistorische Recherche arbeit 
im Falle von Séverine Gossart (Schwerpunkt 2. WK) und 
Aurélie Verdier (Schwerpunkt multiple Identitäten), ein 
bewegender Erinnerungsbericht von Ar turo Schwarz im 
Gespräc h mit Stefan Zweife l und Cathérine Hug sowie die 
konkrete Beleu chtung der Künstlerbuchproduktion im Fal­ 
le von Pauline von Arx im Gespräch mit Sarah Burckhalter, 
Marie Lusa und Cathérine Hug. Zwei der Veranstaltungen 
waren Kooperationen mit dem Schweizerischen Institut 
für Kunstgeschichte (SIK­ISEA) in Lausanne, dem Caba­ 
ret Voltaire in Züric h und dem Oma nut Verein zur Förde­ 
rung jüdischer Kunst in der Schweiz. In Zürich betr ug die 
Laufzeit der Ausstellung 99 Tage und erreichte bei einem 
T agesschnitt von 423 insgesamt 41 922 Besucher. Die Me­ 
dienresonanz war trotz des «S ommerloch s» berauschend. 
Sämtliche Feuilletons im deu tsch sprachigen Raum haben 
über die A usst ellung berichtet. Besonders zu erwähnen 
sei an dieser Stelle, dass die internationale T ageszeitung 
«Le Monde» (11. Juli 2016) die Ausstellung sowohl mit 
einem halbseitigen Bild auf der Frontseite als auch mit 
einem ganzseitigen Artikel des renommierten Kun stk riti­ 
kers Philippe Dagen würdigte. 
Ausstellung und Katalog w urden durch die Ernst Göhner 
Stiftung und die Truus und Gerrit van Riemsdijk Stiftung 
unterstützt. Cathérine Hug 
HANS JAKOB OERI – EIN SCHWEIZER KÜNSTLER 
IN PARIS, MOSKAU, ZÜRICH 
Zu Lebzeiten genoss Oeri in ganz Europa Ansehen und 
W ertschätz ung. Seine Werke zähl en bis heute zu den qua­ 
litätsvollsten und innovati vst en der Schweiz er Kunst in der 
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In die ser ersten Aus­ 
stellung, die dem Zürcher Künstler gew idmet war, wurden 
75 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken 
gezeigt, darunt er zahlreiche L eihgaben aus privaten und öf­ 
fentlichen Sa mmlungen in der Schw eiz. 1782 in Kyburg (ZH) 
geboren und 1868 in Z ürich v ers torben, stamm te er aus ei­ 
ner alteingesessenen Zürcher Familie, welche unter ihren ihren
	        
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