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Vorfahren mehrere Kü nstler aufzuweisen hatte. Er lebte in
einer Umbruchzeit, in welcher die k ultur geschichtlichen
Epochen einander rasch ablösten. Nach dem Einmarsch
der Franzosen in die Schweiz (1798) und dem U ntergang
der Freien Republik der Stadt Zürich begab er sich für
seine künstlerische Ausbildung nach Paris, wo er den
Über gang von der Ers ten Republik zum Er sten Ka iser reich
mite rlebte. Nach seiner Rückkehr 1807 wurde er noch im
g leichen Jahr als neues Mitglied in die vielfältigen Aktivitä
ten der Zürcher Künstlergesellschaft einbezogen. Ab 1809
verbrachte Oeri acht Jahre als Maler und Zeich enlehr er im
Dien ste angesehener Au ftraggebe r im Russischen Reich,
wovon eine Reihe von Aquarellen zeugt . Oeris Werk, das
grösstenteils den Gattungen der Historie, des Genres und
des Porträts zuzuordnen ist, weist Traditionsbrüche und
Grenzüberschreitungen unterschiedlichster Art auf. Der
Künstler begnügte sich nicht mit der korrekten Wieder
gabe historischer Stoffe und der Ähnlichkeit im Porträ
tieren, son dern überschritt bewusst die Gattungsgrenzen.
Er entwickelte einen neuen Zeichenstil für seine klein
formatigen Histor ien bilder mit kulturhistorischem Fokus
und interdisziplinärem Ansatz. Die im Kunstha us Züric h
aufbewahrten «Kostüm Stud ien aller J ahrhun derte christ
licher Zeitrechnung» und «Collectaneen» we isen Oeri als
typischen Vertreter des «Künstler Antiquars» aus, des
sen Forscher und Sammler geist die Kunst in den Die nst
der Wissens vermittlung stellte. Die Vielseitigkeit seiner
Schaffensweise erschwert die Klassifizierung der Werke.
Stilistisch orientierte sich Oeri zeitlebens am Klassizis
mus, doch hat er zahlreiche Werke geschaffen, die der
Romantik, dem Biedermeier und dem Realismus näher
stehen. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit
der Gastk ura torin Dr. Valentine von Fellenberg (Université
de Lausanne) realisiert.
Dank Unterstützung der ACharity Foundation, der Dr.
Georg und Josi GuggenheimStiftung und der karitativen
Stiftung Dr. Gerberten Bosch.
Valentine von Fellenberg, Bernhard von Waldkirch
BILDERWAHL! ARCHITEKTUR IM BILD
Architektur ist weit mehr als nur eine Hülle, die als Be
hausung verschiedenste Funktionen erfüllt: Sie ist immer
auch ein Ausdruck sozialer Realitäten, gesellschaftlicher
Ordnungen und ein Spiegel ihrer Zeit. Folglich erstaunt es
nicht, dass Architekturdarstellungen seit Jahrhunderten
eine bedeutende Position in der Kunst einnehmen, wobei
sie Bauwerke oder Orte dokumentieren oder idealisieren,
gesellschaftliche Entwicklungen reflektieren, Utopien
entstehen lassen oder auch zum Experimentierfeld der
Künstler werden können.
Seit 15 Jahren präsentiert das Kunsthaus Zürich jährlich
eine Ausstellung in der Reihe «Bilderwahl!». Zu einem
bestimmten Thema werden den Mitgliedern der Zürcher
Kunstgesellschaft einige Werke aus der Sammlung vorge
stellt, aus denen sie eines auswählen, welches im Mittel
punkt der Ausstellung steh en soll. Die «Bilderwahl!» 2016
behandelte das Thema «Architektur im Bild», ausgewählt
wurde Max Ernsts 1935 / 36 entstandenes Gemälde «La
ville entière (Die ganze Stadt)». Das Thema «Architektur
im Bild» öffnet ein sehr weit läufiges und vielschichtiges
Feld mit viel en Assoz iation smög lich k eiten. Ausgehend von
den zahlreichen W erken in der Sammlung des Kunsthaus
Zürich, in denen Architektur eine Rolle spielt, wurden
vier Unterthemen abgeleitet, die exemplarisch mögliche
Spielarten von «Architektur im Bild» zeigen: Sinnbild und
Mysterium, Verklärung und Ernüchterung, Monumenta
lität und Erhabenheit, Konstruktion und Dekonstruktion.
Alle 37 in der Ausstellung vertretenen Werke sind in einer
Begleitpublikation abgebil det und wer den – eingebettet in
die jeweiligen Unterthemen – besprochen.
Die Ausstellung wurde unterstützt von Albers & Co AG.
Manuela Reissmann