Full text: Jahresbericht 2016 (2016)

60 AKTIVITÄTEN 
Vorfahren mehrere Kü nstler aufzuweisen hatte. Er lebte in 
einer Umbruchzeit, in welcher die k ultur geschichtlichen 
Epochen einander rasch ablösten. Nach dem Einmarsch 
der Franzosen in die Schweiz (1798) und dem U ntergang 
der Freien Republik der Stadt Zürich begab er sich für 
seine künstlerische Ausbildung nach Paris, wo er den 
Über gang von der Ers ten Republik zum Er sten Ka iser reich 
mite rlebte. Nach seiner Rückkehr 1807 wurde er noch im 
g leichen Jahr als neues Mitglied in die vielfältigen Aktivitä­ 
ten der Zürcher Künstlergesellschaft einbezogen. Ab 1809 
verbrachte Oeri acht Jahre als Maler und Zeich enlehr er im 
Dien ste angesehener Au ftraggebe r im Russischen Reich, 
wovon eine Reihe von Aquarellen zeugt . Oeris Werk, das 
grösstenteils den Gattungen der Historie, des Genres und 
des Porträts zuzuordnen ist, weist Traditionsbrüche und 
Grenzüberschreitungen unterschiedlichster Art auf. Der 
Künstler begnügte sich nicht mit der korrekten Wieder­ 
gabe historischer Stoffe und der Ähnlichkeit im Porträ­ 
tieren, son dern überschritt bewusst die Gattungsgrenzen. 
Er entwickelte einen neuen Zeichenstil für seine klein­ 
formatigen Histor ien bilder mit kulturhistorischem Fokus 
und interdisziplinärem Ansatz. Die im Kunstha us Züric h 
aufbewahrten «Kostüm­ Stud ien aller J ahrhun derte christ­ 
licher Zeitrechnung» und «Collectaneen» we isen Oeri als 
typischen Vertreter des «Künstler­ Antiquars» aus, des­ 
sen Forscher­ und Sammler geist die Kunst in den Die nst 
der Wissens vermittlung stellte. Die Vielseitigkeit seiner 
Schaffensweise erschwert die Klassifizierung der Werke. 
Stilistisch orientierte sich Oeri zeitlebens am Klassizis­ 
mus, doch hat er zahlreiche Werke geschaffen, die der 
Romantik, dem Biedermeier und dem Realismus näher 
stehen. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit 
der Gastk ura torin Dr. Valentine von Fellenberg (Université 
de Lausanne) realisiert. 
Dank Unterstützung der A­Charity Foundation, der Dr.  
Georg und Josi Guggenheim­Stiftung und der karitativen 
Stiftung Dr. Gerber­ten Bosch. 
Valentine von Fellenberg, Bernhard von Waldkirch 
BILDERWAHL! ARCHITEKTUR IM BILD 
Architektur ist weit mehr als nur eine Hülle, die als Be­ 
hausung verschiedenste Funktionen erfüllt: Sie ist immer 
auch ein Ausdruck sozialer Realitäten, gesellschaftlicher 
Ordnungen und ein Spiegel ihrer Zeit. Folglich erstaunt es 
nicht, dass Architekturdarstellungen seit Jahrhunderten 
eine bedeutende Position in der Kunst einnehmen, wobei 
sie Bauwerke oder Orte dokumentieren oder idealisieren, 
gesellschaftliche Entwicklungen reflektieren, Utopien 
entstehen lassen oder auch zum Experimentierfeld der 
Künstler werden können. 
Seit 15 Jahren präsentiert das Kunsthaus Zürich jährlich 
eine Ausstellung in der Reihe «Bilderwahl!». Zu einem 
bestimmten Thema werden den Mitgliedern der Zürcher 
Kunstgesellschaft einige Werke aus der Sammlung vorge­ 
stellt, aus denen sie eines auswählen, welches im Mittel­ 
punkt der Ausstellung steh en soll. Die «Bilderwahl!» 2016 
behandelte das Thema «Architektur im Bild», ausgewählt 
wurde Max Ernsts 1935 / 36 entstandenes Gemälde «La 
ville entière (Die ganze Stadt)». Das Thema «Architektur 
im Bild» öffnet ein sehr weit läufiges und vielschichtiges 
Feld mit viel en Assoz iation smög lich k eiten. Ausgehend von 
den zahlreichen W erken in der Sammlung des Kunsthaus 
Zürich, in denen Architektur eine Rolle spielt, wurden 
vier Unterthemen abgeleitet, die exemplarisch mögliche 
Spielarten von «Architektur im Bild» zeigen: Sinnbild und 
Mysterium, Verklärung und Ernüchterung, Monumenta­ 
lität und Erhabenheit, Konstruktion und Dekonstruktion. 
Alle 37 in der Ausstellung vertretenen Werke sind in einer 
Begleitpublikation abgebil det und wer den – eingebettet in 
die jeweiligen Unterthemen – besprochen. 
Die Ausstellung wurde unterstützt von Albers & Co AG. 
Manuela Reissmann
	        
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