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In viele Werke wurden die Besucher direkt miteinbezogen,
wie z. B. bei der Ar beit «Clogged» ( 2014) der libanesisch-
syrischen Künstlerin Mounira Al Solh (*1978). Diese lud
die Besucher gleic h zu Be ginn der Ausstellung dazu ein,
ihre Sc huhe auszuziehen und sich stattdessen ein Paar
traditionelle syrische Holzp anto ffe ln, wie sie auch heute
noch von syrischen Flüchtlingen sehr oft getragen wer-
den, überzuziehen. Nicht weit davon entfernt zeigte der
berüh mte Tänzer und Choreograf Will iam Forsythe (*1949)
eines seiner choreografischen Objekte. Der im Raum
schwebende Kubus zwang das Publikum, sich mit einer
eigen en Choreografie dem Objekt zu nähern. Er liess sich
nur auf allen vieren, kriechend oder sich verbiegend er-
kunden. Die Installation war ein Kommentar auf den sich
durch die politischen Entwicklungen heute s tändig verklei-
nernden Radius an Aktionsmöglichkeiten.
Für «Action!» entstanden einige Werke auch neu, so z. B.
Marinella Senatores «Sounds of Zurich» (2017). Dafür
sammelte die Künstlerin Sound- und Musikschnipsel aus
Zürich, die von Zürcherinnen und Zürchern aufgen omme n
und im Vorfeld der Ausstellung auf die Website hochgela-
den wurden. Aus den Audiodateien komponierte Senatore
einen Soundtrack zur Ausstellung, der an der Vernissage
Premiere fei erte. Von Marinella Senatore zeigten wir auch
das «Protest Bike» (2016). Dieses mit Megafonen aus-
gerüstete Fahrrad konnten sich die Besucher ausleihen,
um in den Strassen von Zürich ihren Protest lauthals zu
verkünden.
demokratischen Werten. Die Besucher wurden nicht nur
aufgefordert, über diese wichtigen gesellschaftspoliti-
schen Fragen unserer Zeit nachzudenken, sondern auch
dazu, aktiv zu werden. So verwandelte sich das Kuns t-
haus in eine «Agency for Action», wie sie Allan Kaprow
(1927 – 2006) bereits 1967 für das moderne Museum
gefordert hatte. Kaprow, Mitnamensgeber der Ausstel-
lung, war bei «Action!» natürlich mit dabei: Der Zürche r
Künstler San Keller (*1971) zeigte eine Neuinterpretation
von Kaprows früher Arbe it «Yard» (1961). Auch Werke von
Yoko Ono (*1933) oder Adrian Piper (*1948) wurden für
«Action!» neu aufgelegt und historische Performances
von Trisha Brown (1936 – 2017) und Lucinda Childs (*1940)
wieder aufgeführt. Diese geschichtlichen Rückgriffe er-
gänzten und verdichteten die jüng eren zeitgenössischen Positionen.