Licht und Schatten könnte ausgewogener nicht sein und mit mi-
nutiöser Detailverliebtheit ist jede ein zelne Ha arst rähne erfasst.
Die Ausdruckskraft des Gesichtes wird zudem dadurch gesteigert,
dass der Rest des Blattes nahezu weiss geblieben ist. Nur am
Rande sei erwähnt, dass auch von A msler selbst ein Por trätalbum
existiert, das heute im Ashmolean M useum in Oxford aufbewahrt
wird. 3 Ausgehend
von der engen Beziehung zu Amsler knüpfte
Freudweiler Kontakte zu anderen Gleichgesinnten, etwa zu Carl
Barth, Ferdinand Ruscheweyh oder Johann Michael Knapp. Sie
alle sind in Fr eud weilers «Portraitbuch» verewigt worden. Hinzu
kommen Porträts von Julius Schnorr von Carolsfeld oder Johann
Christian Reinhart, die allerdings eher aus reiner Hochachtung
der B ild nissa mmlung beigefügt worden sein dü rften.
Wenngleich der Kunsthistoriker Seeliger mit seiner Er-
sch liessu ng des Konvoluts wichtige Gund la genforschun g betrie-
ben hat, so konnten doch nicht alle der 16 Porträtierten endgült ig
identifiziert werden. Seeliger orientierte sich zu Recht an Hans
Gellers Standardwerk zu den «Bildnissen der deutschen Künstl er
in
Rom»4,
doch Gesichter bleiben wandelbar, immer fliesst in
Bildnissen auch die in nere Teilhabe des jeweiligen Porträtisten
mit ein. Endgültige Sicherheit wird es daher nur in einigen der
noch zu klärenden Fälle geb en. Das tut der hohen zeichnerischen
Quali tät der B lätter freilich keinen Abb ruch. Die I dentität der Dar-
gestellten wäre allenfalls aus kunsthistorischer Warte ein er-
freuliches Surplus.
Jonas Beyer
1 St ephan Seel iger , «Daniel Albert Freudweilers <Römisc hes Portraitbuch>», in: Z eits chrift
für Schweize risc he Archäologie und Kunstgeschichte, Bd. 62, Heft 2 (2005), S. 61–72.
2 Vgl. die Ölgemälde «Engel mit Tafel» (Inv. Nr. 243) und «Musizier ender Engel (Inv. Nr. 1361 ).
3 https://www.artfund.org/supporting-museums/art-weve-helped-buy/artwork/2572/al-
bum-of- portrait -drawings (zu letzt abgerufen: 04. 02.2020).
4 Hans Geller, Die Bildniss e der deutschen Künstler in Rom 1800 – 1830, Berlin 1952.