nen Keramiktopf, in dem sechs Pin sel unterschiedlichen Typs ste-
hen. Davor ist eine rechteckförmige Palette schräg aufgestellt,
die ihrerseits zwei Pinseln Halt bietet. Auf die Palette hat die
Künstlerin die drei Grundfarben Blau, Rot und Gelb in abgemisch-
ten Tönen aufgetragen. Innerhalb der gesa mten Komposition, die
aus warmen Rot-, Orange- und Gelbtönen aufgebaut ist, erhält
der blaue Farbfleck ein starkes Gewicht. Es ist bezeichnend für
Roederstein, wie gekonnt sie die spärlichen G egenstä nde mitt els
unterschiedlich diagonaler Platzierung zu einem spannungsvol-
len Ganzen zusammenfügt. Die Attribute des Malerberufs kom-
men in ihren Stillleben sehr selten vor. Programmatischer tau-
chen sie in drei Selbstbildnissen auf, in denen sich die Künstlerin
selbstbewus st mit Pinseln in der Hand porträtiert. «Stillleben mit
Ma lutens ilien», das die Bestände Roedersteins im Kunst haus Zü-
rich auf das Beste ergänzt, befand sich einst in der Sammlung von
Theodor Wolfensperger, Bankdirektor und Schweizer Honorar-
konsul in Frankfurt am
Main.3
Zusammen mit seiner Frau Anna
Elisabe th gelang es ihm, mehr als dreissig Werke von Roederstein
zusa mmenz utrag en.
Sandra Gianfreda
1 Barbara Rök, Ottilie W. Roederste in ( 1859–1937). Eine Künstlerin zwischen T raditi on und
Moderne , M o nographie und Werkverzeichnis (Dis s. Marbur g 1997), hg. von Eva Scheid an-
lässlich der gleich namigen Ausstellung, Ausst .-Kat . S tadtmus eum Ho fheim a. Ts., Mar-
burg 1999.
2 F rauen wur den erst 1900 zur École des Beaux-Arts zugela sse n.
3 Zu Wolfensperger siehe den ausführlichen Artikel von Jens -Ho lger Jensen: https://lisa.
gerda-henkel-stiftung.de/frankfurt_sachsenhausen_naeher_betrachtet_hans_thoma_
strasse_10_johann_theodor_wolfensperger?nav_id=7359 [5.2.2020] .