ROBERT RAUSCHENBERG
STONED MOON SERIES, 1969/1970
Di eser Ankauf von vier Grafiken, die von der renommier ten
Druckwerkstatt Gemini G.E.L. in Los Angeles produziert worden
und in europäischen öffentlichen Sammlungen selten zu finden
sind, konnte aus der Ausstellung «Fly me to the Moon» (siehe
S. 43) getätigt werde n. Rauschenberg produz ier te diese auf Ein-
ladung der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA (National
Aeronautics and Space Administration). Nur wenigen ist heute
noch bekannt, dass die NASA die Einbindung von Künstlerinnen
und Künstlern schon schne ll nach ihrer Gründ ung 1958, also be-
reits 1963 als integralen Bestandteil ihrer Medienstrategie be-
trachtet hat, wie der Aufruf des damaligen NASA-Chefs James
Webb verans cha ulic ht: «Was sollen wir im Bereich der bildenden
Kunst tun, um Flüge wie die von Shepard und Glenn zu dokumen-
t ieren, aber auch zukünftige Ereignisse mit historischem Poten-
zial, von denen wir wissen, dass sie ver gä nglich
sind .»1
Zehn Jah-
re später musste sich Webb, seiner apodiktischen Wortwahl
zufolge, über den Zweck von Künstlern bei der NASA sicher ge-
wesen sein, indem er von ihnen nämlich als «Augenzeugen des
Weltraums»
spra ch.2
Obschon das Kunstprogramm in den G enuss
k o mpetenter Berater wie John Walker, dem Direktor der National
Gallery of Art in Washington, kam, lag in der Grundidee aber fol-
g endes Prob lem: Affirmatives Protokollieren und kritisches Den-
ken schliessen sich aus. Man erhält heute darum auch den Ein-
druck, dass sich dies in der Künstlerwahl der NASA niederschlägt,
von denen eine gro sse Mehrheit von kunsthistorisch untergeord-
neter Relevanz sind. Im rund fünf Jahrzehnte anhaltenden Pro-
gramm stec hen aber doch eini ge Namen he raus, darunter Laurie
Anderson, Vija Celmins, Nam June Paik, Terry Riley und Andy
Warhol; und in diesem Zusammenhang Robert Rauschenb er g. Als
einer der wichtigsten Vertreter der Pop Art konnte dieser der
Mondlandung aus der Warte der Massenkultur mit ikonischem
Charakter etwas abgewinnen und liess sich die persönliche persönliche