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2020 war auch ohne Corona ein Wendejahr: Es galt neue
Bespielungspläne für fast die kompletten bestehenden
Gebäude und den Chipperfield-Bau zu erarbeiten, zu dis-
kutieren und zu verabschieden. Abgesehen von der ste-
ten Abstimmung mit Direktor Christoph Becker, war hier
vor allem die vertiefte Zusammenarbeit mit der Leiterin
der Grafischen Sammlung und Ausstellungskuratorin für
Gegenwartskunst, Mirjam Varadinis, unentbehrlich. Sie
übernahm im Rahmen der Neuinstallation der Samm-
lung die Verantwortung für die Auswahl und Platzierung
der neueren und der Gegenwartskunst.
NEUINSTALLATION IM MÜLLER-BAU
Den Anfang der Neuinstallation machte der Müller-Bau
der 1970er-Jahre, der zu weiten Teilen ganz neu gestal-
tet und bestückt werden konnte. Die Arbeiten begannen
noch im Frühjahr: Im Mai konnte mit vereinten Kräf-
ten der grosse Gipsring von Bruce Nauman, «Model for
Tunnel. Square to Triangle» von 1981 – innerhalb der
Schweizer Museumswelt insgesamt ein grosses Haupt-
werk der amerikanischen Kunst – im obe rsten Stock des
Müller-Baus installiert werden. In dem zuvor unterteilten
Raum, der jeweils v. a. Werke der Klassischen Moderne
aufgenommen hat te, wurden die temporären Trennwän-
de entfernt. Neben Nauman wurde n hier – gemäss dem
Wunsch, deutlich mehr Werke von Künstlerinnen einzu-
beziehen – Werke von Jenny Holzer und Anna Winteler
installiert. Arbeiten von Donald Judd und Carl Andre aus
dem Bereich der Minimalkunst und ein eindrucksvolles
Gemälde von Frank Stella ergänzen die Präsentation. Als
Nächstes begannen aufgrund einer planerischen Neuge-
staltung der Räume durch Ausstellungsarchitekt Ulrich
Zickler die aufwendigen Arbeiten im ersten Stock. Er
wurde nun komplett Alberto Giacometti, seinen Zeitge-
nossen und einigen von ihm beeinflussten Künstlerinnen
SAMMLUNG und
Künstlern gewidmet. Der Umbau der Giacometti -S äle
und die Neupräsentation der Werke Alberto Giacomettis
wurden ermöglicht durch die Familie Susanne Greth er .
Insgesamt konnten in den völlig umgebauten Räumen
rund 150 Skulpturen, Gemälde und Objekte Alberto Gia-
comettis aus all seinen Schaffensperioden sowie rund
35 Werke von Künstlerinnen und Künstlern einbezogen
werden, die er kannte, die ihm nahestanden oder die sich
durch sein Werk prägen liessen. Darunter gehören Ar-
beite n der Surrealisten (darunter Isabelle Waldberg), der
École de Paris der Nachkriegszeit (u nter ihnen Maria Vieira
da Silva; ihnen zugesellt auch Germaine Richier), von
Francis Bacon und der englischen Bildhauerin Rebecca
W arren (unter den Werken Letzterer drei Dauerleihgaben
der Walter A. Bechtler-Stiftung). Wohl noch nie sind so
viele Werke Giacomettis in einer Dauerpräsentation ver-
einigt worden. Ein Grossteil davon sind eminent wichti-
ge Arbeiten, viele schlicht Meisterwerke der Kunst des
20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen die Werke der
Alberto Giacometti-Stiftung (darunter ein bedeutender
Teil der rund siebzig im Jahr 2006 von Bruno und Odette
Giacometti aus dem Nachlass geschenkten Gipse), des
Kunsthauses selber (nicht zuletzt mit den massgeblichen
Werken des Legats von Bruno Giacometti), der Zürcher
Kunstfreunde und einige wenige private Leihgaben. In-
stalliert wurden vorerst nur Skulpturen, Objekte und Ge-
mäl de, doch wird ab Herbst 2021 auf dem gleichen Stock-
werk auch ein Raum für Zeichnungen dazukommen.
Im Zwischengeschoss wurden sodann Werke der Pop Art
installiert, die in der Sammlung des Kunsthauses und
dank Leihgaben in ihrer amerikanischen, aber auch in
der britischen Spiel art hervorragend vertreten ist. Zusätz-
lich konnten wichtige Leihgaben von Werken der Genfer
Künstlerin Sylvie Fleury für längere Zeit ans Haus geholt
werden. Mit ihrer markanten Präsenz ermöglichen sie sie