51 AKTIVITÄTEN
ten Meistern wie Raffael, Palma Vecchio, Taddeo Zuccari
und e inigen mehr. In Zusammenarbeit mit Mich ael Ma tile,
langjähriger Kurator an der Graphischen Sammlung der
ETH Zürich, haben wir uns dieser Aufgabe nun angenom-
men und die Besucherinnen und Besucher anhand von
dreissig Zeichnungen zum genauen Hinsehen eingeladen;
schliesslich dü rfte sich nur dem aufmerksamen Auge die
poetische Qualität einer zart aufgesetzten oder flüchtig
hingeworfenen Linie erschliessen. Im Katalog haben wir
mit Studierenden des Kunsthistorischen Instituts der
Universität Zürich buchstäblich Grundlagenforschung
betrieben. Den Studierenden wurde darin unter Anleitung
ermöglicht, der Provenienz unserer Blätter nachzugehen,
die materielle Beschaffenheit der Zeichnungen zu bestim-
men und den bisherigen Forschungsstand aufzuarbeiten.
Ein ige unserer Blätter wurden nun überhaupt erstmals in
einem A usstell u ngskatal og publiziert und einem breiteren
Publikum ins Bewusstsein gebrac ht, darunter eine Zeich-
nung von Guercino sowie eine reizvolle Skizze Correggios,
die auch in der Ausstellung ihren erste n öffentlichen Auf-
tritt hatten.
Der Katalog wurde unterstützt durch die Wolfgang Ratjen
Stiftung, Vaduz.
Jonas Beyer
OTTILIA GIACOMETTI. EIN PORTRÄT
Ottilia Giacometti (1904 –1937) war die einzige Tochter von
Giovann i Giacometti und Ann etta Sta mpa und die Sc hwes-
ter von Alberto, Diego und Bruno, die im Alter von nur
33 Jahren verstarb. Die von Cas imir o Di Crescenzo kuratierte
Ausstellung vereinigte Gemälde, Plastiken und Zeichnun-
gen von Giovanni und Alberto Giacometti, die der Tochter
beziehungsweise Schwester Ottilia gewidmet sind. Eben-
so einbezogen w urden dokumentarische Materialien. Der
grösste Teil der Exponate – darunter kaum gezeigte Werke
und Materialien – stammte aus der Familiensammlung.
Weitere Leihgaben kamen aus Museen und weiteren pri-
vaten Sammlungen in der Schweiz sowie aus der Pariser
Fondation Giacometti. Auch die Alberto Giacometti-
Stiftung und das Kunsthaus Zürich selber steuerten Leih-
gaben bei.
Ottilia heiratete 1933 den Genfer Arzt Francis Berthoud.
Am 10. Oktober 1937 kam das erste Kind des Paares,
Silvio, zur Welt. Die von der Geburt ersch öpfte Ottil ia starb
jedoch einige Stunden später. Ihr Tod war eine Tragödie
für die Familie. Albertos Mutter verliess sogleich ihr Tal,
um in Genf zu leben und ihren Enkel bei dess en Vater auf-
zuziehen. Silvio erscheint in der Kriegszeit in ei nigen Wer-
ken Albertos, darunter in eindrucksvollen kleinen Skulp-
turen. Auch schuf Albe rto eine berührende kleine Büste,
in der er versuchte, die Erinnerung an seine verstorbene
Schwester festzuhalten.
Die Ausstellung endete mit einem Raum, in dem noch
nie präsentierte private Filme der Familie Giacometti zu
sehen waren. Sie zeigen u. a. die Familie in den frühen
1930er-Jahren, vor und nach Giovanni Giacomettis Tod,
und halten auch Eindrücke von Ottilia und Francis Ber-
thouds Reisen sowie die Präsenz des kleinen Silvio als
Jungen fest.
Philippe Büttner