57 AKTIVITÄTEN
Das Besucheraufkommen im Studiensaal war 2020 pan-
demiebedingt kleiner, dafür erreichten uns überdurch-
schnittlich viele Anfragen per E-Mail. Diese teils sehr
aufwendigen Recherchen übernahm unsere neue wis-
senschaftliche Mitarbeiterin Simone Gehr, die per 1. Fe-
bruar ihre 50 %-Stelle in der Grafischen Sammlung ange-
treten hat. Simone Gehr hat sich in kürzester Zeit in ihr
neues Aufgabengebiet eingearbeitet und unterstützt uns
seither mit viel Elan. Um Kunstinteressierten trotz teil-
weiser Schliessung des Studiensaales einen Zuga ng zu
unserer Videosammlung zu ermöglichen, haben wir das
«Lockdown Screening» im digitalen Raum auf die Beine
gestellt. Stefanie Wenzler, wissenschaftliche Mitarbeite-
rin im Bereich Medienkunst, Eléonore Bernard aus der
Restaurierungsabteilung sowie Sara Nenzi, Social Me dia-
Verantwortliche am Haus, haben mitgeholfen, die Idee in
die Tat umzusetzen. Es wurden u. a. Werke von Elodie
Pong, Julian Charrière und Kader Attia gez eigt. Die V ideos
konnten jeweil s über den Kunsthaus YouTube-Kanal sowie
Instagram TV angeschaut werden .
ZEITGENÖSSISCHE KUNST
Wir konnten uns auch wichtigen Erhaltungsarbeiten bei
zwei grossformatigen Zeichnungen von Bruce Nauman
sowie einem Werk von Markus Raetz zuwenden. Alle drei
Arbeiten wurden neu gerah mt und sind nun in einem kon-
servatorisch guten Zustand (siehe dazu auch den Bericht
der Restaurierungsabteilung S. 62 – 64). Von Markus Raetz
konnten wir noch wichtige Informationen zur Entstehung
der Arbeit abholen, kurz bevor dieser im Frühjahr leider
verstarb. Zudem beschäftigten uns in der zweiten Jahres-
hälfte die Vorbereitungen für den Umzug unseres Fotode-
pots sowie der Videosammlung in den Erweiterungsbau.
Während die Bestände auf Papier an den bestehenden
Lagerorten verbleiben, ziehen die Foto- und Videosamm-
GRAFISCHE SAMMLUNG
lung im Frühja hr 2021 in den Neubau um. Dafür mus ste
der Lagerflächenbedarf berechnet und die Infrastruktur
geplant werden. Dies übernahm unser technischer Mit-
arbeiter Thorsten Strohmeier in Zusammenarbeit mit der
Papierrestauratorin Eva Glück, der Medienkonservatorin
Eléonore Bernard und dem technischen Dienst. An dieser
Stelle sei ihnen allen für ihre wichtige und präzise Vorar-
beit gedankt.
Bei den Neuerwerbungen im Bereich der zeitgenössi-
schen Kunst gilt es, die grossformatige Zeichnung von
Guillaume Bruère « 10.03.2018» ( 2018) zu erwähnen. Die-
se zeigt ein Por trät der Kunsthaus-Aufsicht J eremy Huldi
und wurde von Bruère für die Ausstellung 2019 im Kunst-
haus realisiert. Das Werk ergänzt die bereits früher ange-
kauften, kleinformatigeren Blätter des Künstlers.
Im Bereich der Videosammlung konnten ebenfalls ein ige
schöne Werke erworben werden. Von Manon de Boer bei-
spielsweise haben wir die frühe Arbeit «Presto, Perfect
Sound» (2006) angekauft, die die Künstlerin gemeinsam
mit dem berühmten Violinisten und Komponisten George
van Dam realisiert hatte (siehe dazu auch Werkbeschrei-
bung S. 29 – 31). Von Lawr ence Abu Hamdan (*1985) erwar -
ben wir die Installation «Walled Unwalled» (2018), die in
den Tanks der Tate Mode rn und an der Venedig-Biennale
gezeigt worden war. Der libanesische Künstler, der sich
selber als «unabhängiger Audioermittler oder Kla ngde -
te ktiv» beschreibt und desse n Arbeit nicht nur für Mus een
und Galerien entsteht, sondern immer wieder auch bei
Menschenrechtsorganisationen in ju ristische n Streitfällen
Verwendung findet, untersucht darin die Schalldurchläs-
sigkeit und -absorption von Wänden und Mauern anhand
verschiedener politischer Fallbeispiele: Der Mordprozess
gegen Oscar Pistorius in Südafrika und Abu Hamdans
Recherche-Ergebnisse zum Fall des syrischen Gefäng-
nisses Saydnaya werden erwähnt, ebenso wie die Rolle Rolle