Full text: Jahresbericht 2022 (2022)

MARYAN   
PERSONNAGE, 1963 
Der amerikanische Maler und Druckgrafiker Maryan, eigent- 
lich Pinchas Burstein, wurde 1927 als Kind einer jüdischen Familie 
in der südpolnischen Stadt Nowy 
Sącz 
geboren. 
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Er lebte von 1942 
bis 1943 im Ghetto von Rzeszów und wurde 1943 oder 1944 in das 
Konzentrationslager von Auschwitz deportiert. Bei der Befreiung 
durch die sowjetische Armee wurde er verletzt in einer Grube ge- 
funden, ein Bein musste ihm amputiert werden. Burstein überlebte 
den Holocaust als einziges Mitglied seiner Familie. Nach dem Krieg 
studierte er Kunst in Jerusalem und gelangte 1950 nach Paris, wo 
er an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts studierte. In 
Frankreich nahm er den Namen Maryan Bergman an. Nachdem ihm 
die französische Staatsbürgerschaft versagt worden war, zog er 
1962 nach New York. Er erhielt 1969 die amerikanische Staatsbür- 
gerschaft und wechselte seinen Namen offiziell zu Maryan S. 
Maryan. Der Künstler starb 1977 fünfzigjährig in New York. 
Sein Leben und seine künstlerische Arbeit wurden durch sei- 
ne Erfahrungen in der Kriegszeit aufs Tiefste geprägt. Er entwi- 
ckelte einen drastischen, ihm eigenen Figurenstil und gehört zu 
den Künstlern, die zeitgleich mit Jean Dubuffet oder Künstlern aus 
dem Umkreis der COBRA-Bewegung, die der reinen Abstraktion 
kritisch gegenüberstanden, das Thema der Figur wieder als 
Hauptthema in die Malerei zurückbrachten. Bei Dubuffet war die 
Rückkehr zu archaisch anmutenden Figuren nach dem Zweiten 
Weltkrieg mit der Erkenntnis des Scheiterns der traditionellen 
abendländischen Kultur verbunden. Bei Burstein reicht die Notwen- 
digkeit zur Arbeit an der menschlichen Figur und ihrem Körper 
noch tiefer. Er war als Kind direkt mit dem unvorstellbaren Grauen 
der Vernichtungslager der NS-Diktatur konfrontiert und entkam 
den Todeslagern auch physisch nicht ohne Versehrung. Die Erfah- 
rung der physischen Auslöschbarkeit und zugleich Vernichtungs- 
kraft des Menschen und seines Körpers wurde entsprechend zu 
einer essenziellen Ausgangslage seiner eindrucksvollen Kunst.
	        
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