Museum noch in weiten Teilen vorherrschenden Dichotomie von
Körper und Geist.
Begleitet werden die «choreografischen Objekte» von einer
kurzen Anleitung oder sog. «instruction». Diese beschreibt jeweils
sachlich das Setting und gibt Hinweise, wie sich das Publikum dem
Objekt nähern soll / kann. Sie lässt aber genügend Spielraum für
individuelle Interpretation, und die Art der Ausführung sagt im-
mer auch viel über den jeweiligen Menschen aus.
Die im letzten Jahr erworbene Arbeit «A VOLUME WITHIN
WHICH IT IS NOT POSSIBLE FOR CERTAIN CLASSES OF ACTION TO
ARISE» (2015) ist ebenfalls ein «choreografisches Objekt». Die-
ses besteht aus einem grossen rechteckigen oder quadratischen
Einbau, der die Raumhöhe auf 70 cm ab Boden beschränkt. Der
Kubus wird jeweils auf den Raum angepasst und durchbricht den
regulären Bewegungsfluss im Museum bzw. verunmöglicht, sich
aufrecht stehend im Raum zu bewegen. «Das Werk bietet dem
Publikum die Möglichkeit, den Verlust dieser grossen Freiheit,
die tagtäglich wesentlich zu unserem Weltbild beiträgt, bewusst
zu erleben», so William Forsythe. Diese Aussage zeigt erneut,
dass der körperliche Perspektivenwechsel bei Forsythe untrenn-
bar mit einem neuen Blick auf die Welt verbunden ist. Denn die
Art und Weise, wie wir uns bewegen bzw. bewegen können und
dürfen, sagt nicht nur viel über uns selbst, aber auch über unse-
re Gesellschaft aus. Das haben gerade die letzten Jahre der Pan-
demie gezeigt, in denen der Bewegungsradius stark einge-
schränkt wurde und das Verhältnis von Nähe und Distanz neu
definiert werden musste.
Wie schon bei der Klanginstallation «The Sense of Things»,
spielt auch bei «A VOLUME WITHIN WHICH IT IS NOT POSSIBLE
FOR CERTAIN CLASSES OF ACTION TO ARISE» der Leerraum eine
ganz zentrale Rolle. Es ist eine erfüllte Leere, die Forsythe insze-
niert. Eine Leere, die Raum schafft für neue Erkenntnisse und Er-
fahrungen, und die erst durch das Publikum im Museum aktiviert
bzw. mit Sinn aufgeladen wird.