Full text: Jahresbericht 2022 (2022)

URSULA BIEMANN 
FOREST MIND, 2021 
Ursula Biemanns Werke waren bislang dem Aufzeigen der ra- 
piden Verschlechterung der Lebensbedingungen auf unserem Plane- 
ten im geopolitischen Zusammenhang gewidmet. In «Forest Mind» 
wechselt die 1955 in Zürich geborene Künstlerin ihre Perspektive. Mit 
dieser Videoinstallation von 2021 und vor allem mit dem damit ver- 
bundenen Projekt «Devenir Universidad» setzt Biemann ihr künstle- 
risches Tun ein, um auf positive Art und Weise in einem von der Zer- 
störung betroffenen Gebiet im Amazonas-Regenwald mitzuwirken. 
Auf der Suche nach der Intelligenz der Natur nimmt die 
Künstlerin eine biozentrische Weltsicht ein, die sich sowohl auf 
westlich-wissenschaftliche als auch auf schamanistische Per- 
spektiven des Umgangs mit der Welt stützt. Ausgangspunkt für 
«Forest Mind» war eine Reise in den Süden Kolumbiens, die 
Biemann 2018 auf Einladung der in Bogotá tätigen Kuratorin Maria 
Belén Saez de Ibarra unternommen hatte. Sie besuchte damals 
das Territorium der Inga, der dort ansässigen indigenen Bevölke- 
rung, unter der Leitung ihres Gemeindevorstehers Hernando 
Chindoy. Im Gegenzug bat er die Künstlerin nach der Reise, ihn 
und seine Bevölkerung bei der Gründung einer indigenen Univer- 
sität zu unter stützen, die sowohl das Wissen ihrer Vorfahren als 
auch zeitgenössisches Wissen (des Westens) vermitteln sollte. 
Daraus entstand das Projekt «Devenir Universidad», im Zuge des- 
sen sich Biemann intensiv mit Fragen zu den indigenen und west- 
lichen Erkenntnislehren, deren Geschichte und den Folgen des 
Kolonialismus auseinandersetzte. 
«Forest Mind» ist ein Video-Essay über die Intelligenz der 
Natur, die Verbindung allen Lebens und über die Epistemologie 
des Regenwaldes. Bilder spielen dabei eine aktive Rolle bei der 
Verschmelzung von Geist (mind) und Wald (forest). Im Zentrum der 
Erzählung steht die Figur des traditionellen Mediziners im Amazo- 
nasgebiet, die in Kolumbien «Taita» genannt wird. Im 31-minütigen
	        
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