Video hören wir im gross an die Wand projizierten ersten Kanal
Taita Carlos Porfirio Jaanamejoy Quinoa von seiner Initiation mit
dem psychoaktiven Pflanzensud Yagé, auch unter dem Namen
Ayahuasca bekannt, berichten. Diese Substanz hat die Fähigkeit,
Menschen in einen anderen Wahrnehmungszustand zu versetzen.
Gemäss den Indigenen gelingt es ihnen dadurch, mit der Pflanzen-
und Tierwelt zu kommunizieren und Wissen zu erlangen. Ebenfalls
zu Wort kommen die Indigenen Hernando Chindoy und Waira Nina
Jacanamijoy. Im Video wechseln sich die Interviews mit Luftauf-
nahmen des Regenwaldes, Aufnahmen von Performances und
künstlich generierten Bildern ab. Letztere sind der visuelle Output
eines von der ETH Zürich entwickelten Transformationsprozesses,
mit dem binäre Informationen in genetische Codes umgewandelt
und gespeichert werden können. Mit dieser neuesten Errungen-
schaft liess Biemann eine Bildaufnahme und eine Tondatei des
Regenwaldes sowie eine Biopsie eines dort aufgefundenen Baum-
samens in einen einzigen DNA-Code umwandeln. Die daraus re-
sultierende DNA, gespeichert in nanometrische Glasperlen, wurde
der dunkelgrünen Farbe beigemischt, mit der ein Quadratmeter
auf die Trägerwand des Erweiterungsbaus des Kunsthaus Zürich
als Teil von Biemanns Videoinstallation aufgetragen wurde. Diese
DNA wird für immer mit dem Gebäude verbunden bleiben. Das Vi-
deo wird von der Off-Stimme der Künstlerin sowie von einem
Soundtrack begleitet. Dieser beinhaltet die Schumann-Resonanz
– die messbare Tonfrequenz, die die Erde aussendet. Der zweite
Kanal projiziert ergänzende Bilder im Kreisrund auf den Boden.
«Forest Mind» feierte seine Weltpremiere in der Ausstellung
«Earth Beats. Naturbild im Wandel», die Teil der Eröffnung des
Chipperfield-Baus im Oktober 2021 war.
Sandra Gianfreda
Weiterführende Informationen:
Ursula Biemann, Forest Mind. On the Interconnection of All Life, Leipzig 2022. https://geobodies.org/art-and-videos/forest-mind/