Full text: Jahresbericht 2022 (2022)

47 AKTIVITÄTEN 
DER BRAND VON AUGUST 2022 UND SEINE 
KONSEQUENZEN 
Am 2. August entstand in einem technischen Raum des 
Müller-Baus ein Feuer. Obwohl die Feuerwehr es in be- 
wundernswerter Schnelligkeit löschte, gelangten durch 
einen Liftschacht Russwolken in Sammlungsräume. Ein 
schlimmes Ereignis, das massive Bewältigungsarbeiten 
für das ganze Haus auslöste. Zum grossen Glück kam 
es aber nicht zum Schlimmsten, nämlich Schaden an 
Leib und Leben und / oder Verlust von Kunstwerken. Da- 
mit aber nicht genug: Im Lauf der Reinigung (und trotz 
entsprechender früherer Sanierungsprojekte) entdeckte 
Asbest-Vorkommen im Moser-Bau und Statikprobleme im 
Müller-Bau der 1970er-Jahre verlangten erneute Inter- 
ventionen. Und dann geschah das gänzlich Undenkbare: 
zwei bedeutende kleine Altmeister-Bilder, grosszügige 
Dauerleihgaben aus einer privaten Zürcher Sammlung, 
blieben verschwunden und werden seitdem durch die 
Polizei, die Ermittlungen aufnahm, gesucht. Mit Herzblut 
wurde unter der Leitung erst von Christoph Becker, dann 
von Ann Demeester (sowie von Vizedirektor Christoph 
Stuehn) an der Bewältigung dieser schweren Krisen- 
momente gearbeitet. Wir danken allen Involvierten, den 
Teams des Hauses und externen Kräften, nicht zuletzt 
Feuerwehr und Polizei, ganz herzlich für die grossarti- 
ge Arbeit, die auf allen Stufen von starkem persönlichem 
Engagement geprägt war. Seit Frühjahr 2023 sind die so 
lange geschlossenen Sammlungsgebäude im Bestand 
endlich wieder zugänglich – und die neue Kunsthaus- 
Direktorin Ann Demeester kann erstmals einem voll ge- 
öffneten Haus vorstehen. Möge es nach diesen für alle 
schweren Monaten viele Besuchende anziehen und – dies 
unser grösster Wunsch – sehr bald wieder alle ihm an- 
vertrauten Kunstwerke bergen und präsentieren können. 
LEIHWESEN 
Und hier noch die traditionellen Angaben zur Leih- 
statistik: Es wurden inklusive Alberto Giacometti-Stiftung 
und Sammlung Emil Bührle 34 Ausstellungen bedient, 
davon 12 im Inland und 22 im Ausland. Insgesamt wurden 
33 Gemälde und Skulpturen und 58 grafische Werke 
ausgeliehen. 
Philippe Büttner 
KUNSTHAUS DIGILAB 
Parallel zur Kunsthaus-Erweiterung entstand auf Initiati- 
ve des Kuratoriums das «Kunsthaus Digilab». Dieses ist 
als Ergänzung zur physischen Erweiterung gedacht und 
soll den digitalen Raum ausleuchten und neu bespielen. 
Der Name ist dabei Programm: Das «Kunsthaus Digilab» 
bietet Raum zum Experimentieren, Ausprobieren und 
auch kritischen Nachdenken über das Digitale. Zeitgenös- 
sische Künstlerinnen und Künstler werden eingeladen, in 
regelmässigen Abständen neue Kunstwerke zu realisie- 
ren, die einerseits online präsent, aber auch physisch im 
Museumsraum erfahrbar sind. Den Anfang machte die 
!Mediengruppe Bitnik. Im digitalen Raum luden sie das 
Publikum dazu ein, das Internet aus der Perspektive eines 
Bots zu erkunden – also eine Umkehr des im Netz übli- 
chen Mechanismus, der die User auffordert zu bestäti- 
gen, dass sie keine Roboter sind. Mit Hilfe einer von Bitnik 
programmierten Browser-Erweiterung wurde der Zugang 
auf Websites und Archive eröffnet, die üblicherweise hin- 
ter einer Paywall liegen. Das Werk hinterfragte die po- 
litischen und kommerziellen Kontrollmechanismen, die 
das Netz und damit auch unseren Zugang zu Information 
bestimmen. «Analog» im Museumsraum war die Arbeit 
«Random Darknet Shopper» (2014 – 2016) zu sehen, die 
eine Sammlung von Objekten im Raum präsentierte, die 
ein Bot im Darknet erworben hat. 
Als zweite Künstlerin wurde Nora Turato (*1991) fürs 
«Kunsthaus Digilab» eingeladen. Sie beschäftigt sich 
mit der täglichen Nachrichtenflut und online zirkulie- 
renden Texthysterie. Turato greift punktuell Inhalte aus 
ganz unterschiedlichen Gebieten wie Werbung, Politik, 
Social Media, aber auch Film und Literatur heraus und
	        
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