den Landschaft zu sehen ist, isolierte der Künstler nach 1900 die
Bäume mehr und mehr und überhöhte sie durch einen Wolken-
kranz. Dadurch verlieh er ihnen einen symbolhaften Charakter.
Neben Ölfarben dienten Hodler auch Ölfarbenstifte für die
Fertigstellung des Gemäldes. 1902 kamen die sogenannten
«Raffaëlli-Ölfarbenstifte» auf den Markt. Der Farbteig ist bei
diesen nicht in Tubenform, sondern in Stiftform konserviert. Die-
ses Farbmaterial erlaubte Hodler Farbakzente zu setzen, aber
auch die nachträgliche Überarbeitung seiner Gemälde, denn des-
sen Verwendung ist in der Regel auf den zuletzt aufgetragenen
Lagen des Farbauftrags
auszumachen.3
Auf dem Baumbild vom
Bödeli aus dürfte Hodler die Ölfarbenstifte – mit Ausnahme des
Himmels – auf der gesamten Bildfläche verteilt als Akzente ein-
gesetzt haben.
Um 1906 gehörte Hodler zu den angesehensten und pro-
gressivsten Malern in Europa. 1904 feierte er seinen internatio-
nalen Durchbruch an der Sezessionsausstellung in Wien und im
Jahr darauf wurde ihm ein ganzer Raum an der Berliner Sezes-
sion gewidmet. Die berufliche Genugtuung scheint sich in dem
heiteren Bild mit dem Baum in voller Pracht wiederzufinden.
Sandra Gianfreda
1 Oskar Bätschmann und Paul Müller, «Das Landschaftswerk von Ferdinand Hodler», in:
dies., Ferdinand Hodler. Catalogue raisonné der Gemälde, Bd. 1: Die Landschaften, mit
Beiträgen von Regula Bolleter, Monika Brunner, Matthias Fischer, Matthias Oberli, Zürich
2008, S. 26–27; Charles A. Loosli, Ferdinand Hodler. Leben, Werk und Nachlass, 4 Bde.,
Bern 1921–1924, Bd. 2 (1922), S. 64–65.
2 Bätschmann/Müller 2008 (wie Anm. 1), S. 3; Loosli 1921–1924 (wie Anm. 1), Bd. 4 (1924),
S. 299.
3 Karoline Beltinger, «Bemerkungen zu Ferdinand Hodlers Malfarbengebrauch», in: dies.
(Hg.), Kunsttechnologische Forschungen zur Malerei von Ferdinand Hodler, Zürich 2007,
S. 151–162, hier S. 156.