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Angesichts von zwei uns derzeit stark beschäftigenden
Kriegen hätte die Ausstellung aktueller kaum sein kön-
nen, wobei der Gegenwartsbezug durch die Interventionen
der zeitgenössischen Künstlerin Mona Hatoum (*1952,
Beirut) zweifellos noch gesteigert wurde. Im Dialog bei-
der Künstlerinnen wurden sowohl Überschneidungen als
auch Unterschiede offenbar: Sowohl Kollwitz als auch
Hatoum bedienen sich einer reduzierten Formensprache,
setzen Farbe allenfalls pointiert ein und kreisen in ihren
Werken um Themen wie Verletzlichkeit und Konflikter-
fahrung. Während sich Kollwitzʼ Kunst aber ganz direkt,
in Gestalt breiter Kohlestriche, harter Gegenüberstellun-
gen von Schwarz und Weiss sowie der schonungslosen
Nahsicht erschütternder Bildmotive artikuliert, zeigt
sich Hatoums Werk eher von einer poetisch-abstrakten
Seite; leicht und filigran wirkt etwa ihre Skulptur «Cube
(9 × 9 × 9)», die erst auf den zweiten Blick offenbart, dass
sie vollständig aus Stacheldraht gefertigt ist.
Bereits in der Gruppenausstellung «Kollwitz neu denken»
hatte sich Hatoum dem Werk ihrer Künstlerkollegin genä-
hert. In unserer Ausstellung ging sie dieses Vorhaben nun
aus ihrer eigenen, individuellen Perspektive an.
Zur Ausstellung erschien ein umfassender Katalog auf
Deutsch und Englisch (Hirmer Verlag). Das Rahmen-
programm umfasste ein Konzert des Zürcher Kammer-
orchesters mit einem begleitenden Gespräch zwischen
Lena-Catharina Schneider, Künstlerische Leitung ZKO,
und Jonas Beyer, Kurator.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Kunst-
halle Bielefeld und in Zusammenarbeit mit dem Käthe
Kollwitz Museum Köln.
Unterstützt von UNIQA Kunstversicherung Schweiz, der
Dr. Georg und Josi Guggenheim-Stiftung, der Roswitha
Haftmann Stiftung, der URANIA Stiftung und einer Stif-
tung, die nicht genannt werden möchte.
Jonas Beyer, Kurator