7 VORWORT DES PRÄSIDENTEN
Eigentum der Zürcher Kunstgesellschaft und dem Aufbau eines
vollwertigen Teams Provenienzforschung, das mit eigenen Mitteln,
einer temporären Projektunterstützung des Bundesamts für Kul-
tur (BAK) und mit Mitteln der Legislaturtranche des Kantons
2019 – 2023 finanziert wurde, änderte sich der Ansatz des Kunst-
hauses wesentlich. Auf der Grundlage dieser Strategie – die auf
der Website des Kunsthauses nachzulesen ist – vertieft und inten-
siviert das Kunsthaus die Forschung in der eigenen Sammlung und
handelt bei Bedarf aktiv. Die Merkmale der neuen Strategie des
Kunsthauses zur Provenienzforschung sind: proaktives Vorgehen,
professionelle Prüfstandards und Qualitätsstandards, faire und ge-
rechte Lösungen bei substantiierten Hinweisen auf unrechtmässi-
gen Besitz und verbesserte Transparenz und Vermittlung, sowie
die Anrufung einer unabhängigen Expertenkommission.
Nachdem angekündigt worden war, dass auf nationaler Ebene
per 1. Januar 2024 eine unabhängige Expertenkommission für his-
torisch belastetes Kulturerbe geschaffen würde, verzichtete das
Kunsthaus auf die Einsetzung eines eigenen Gremiums.
Im Mai haben Stadt und Kanton Zürich und die Zürcher Kunst-
gesellschaft auf Empfehlung von Prof. Felix Uhlmann und dem
Runden Tisch, Dr. Raphael Gross das Mandat für die Durchführung
der Überprüfung der bestehenden Provenienzforschung zur
Sammlung Bührle erteilt. Der Ergebnisbericht von Gross, seit 2017
Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum, wird Ende
Juni 2024 erwartet.
Unterdessen blieb das Kunsthaus nicht passiv, sondern un-
ternahm im Dialog mit vielen Partnern und Akteuren eigene aktive
Schritte, um die Diskussion um die Sammlung Bührle konstruktiv
zu führen. Seit dem 3. November zeigt das Kunsthaus Zürich die
Sammlung unter dem Titel: «Eine Zukunft für die Vergangenheit.
Sammlung Bührle: Kunst, Kontext, Krieg und Konflikt». Im Zen-
trum stehen verschiedene – auch widersprüchliche – Perspektiven
auf den historischen Kontext, in dem der Mäzen und Waffenprodu-
zent Emil G. Bührle seine Sammlung aufbaute: Hervorgehoben
wird die Frage, wie ein differenzierter Umgang mit Geschichte in
der unmittelbaren Gegenwart gelingen kann. Schon die Konzep-
tion der Ausstellung fand unter neuen Prämissen statt – nämlich