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©er ©amenfrifierfalon, @uafd)e
die fo uerkruftet find, daf3 kaum der Höllenftein des Hohns und die
Schwefelfäure der bitterften Satire das Fell noch ritjen können.
Wenn Grosz zuweilen übers Ziel zu fchief^en fcheint, und feine
Philippiken manchmal einen verteufelten Gefchmack uon Reffen-
timent annehmen, fo ift das der Fehler uon Tugenden, die darzu
legen wir uns bemühten.
Aber die Zeichen mehren fich, daf^ Grosz trot} feines eignen Wider-
fpruchs, im Grunde doch mehr Künftler als nur Könner ift. Wenn
wir die Reihe feiner Satiren durchgehen, fo entdecken wir hier und
da in der Hüft- oder Bruftlinie einer fyphilitifch phosphorefzieren-
den Dirne oder in der Tlackenfalte eines fchweinifchuerblödeten
FTännertypus einen ganz leife fchluchzenden Ton uon folcher Anmut,
da(3 wir erkennen: hier ift das blutende, ach, fo bekämpfte Herz des
eiskalten Haffers. Hier zittert, furchtfam noch, eine kindlich naiue
Sentimentalität, die das Sicherheitsuentil für ein am Durchbruch
verhindertes Gefühl darftellt. Diefe Gefühlsandeutung ift die
fchüchterne Blume, die auf feinen Zeichnungen plötzlich aus dem
Afphalt, dem Flauerwerk feiner Seele, wächft. Kleine Chriftbaum-
fterne riefeln wie Tränen auf das Pleer der lieblos frierenden Häufer
— auf das Dach feines eignen, ftahlhart gepanzerten Herzens.
Eangfam kämpft fich der unermüdliche Arbeiter durch die felbft-
gefchaffene Hölle. Wer fehen will, welch letzter Eosgelöftheit diefer
Zeichner fchon fähig ift, der betrachte die kürzlich vom Wallraf-