Volltext: Félix Vallotton - 1865-1925

rüstung, gibt ein von ihm erstelltes Verzeichnis unter der nicht von 
ihm stammenden Benennung „Livre de Raison“ genaue Rechen- 
schaft über sein Werk. 
Das ehrwürdige kleine Buch ist eine in schwarze Leinwand ge- 
bundene Buchhaltungsstrazze. In regelmäßigen Zeilen läuft über die 
mehrfache blaue und rote Seitenteilung hinweg die gedrungene, 
aber doch rasch fließende Schrift. Größere Abschnitte scheinen nach 
früheren Aufzeichnungen in einem Mal nachgeführt. Von 1885 bis 
1911 ist kaum ein Unterschied in Tinte oder Handschrift. Dann setzt 
für kürzere und längere Strecken sichtbarer Wechsel ein, mit tief- 
blauer, grünlicher, blaugrauer, bräunlicher und violetter Tinte. Die 
Schrift wird gelegentlich unruhig, gegen den Schluß von fiebriger 
FEiligkeit, nie unsorgfältig. Das Jahr 1925 und das Verzeichnis 
schließen mit der einzigen Eintragung in Bleistift: Paysage de neige 
au bois de Boulogne. Die letzten 37 Seiten von den einhundert Blät- 
tern sind leer. 
Hodler, Welti, Anker, Koller, Amiet, Giovanni Giacometti, bis 
Buri und Vallet sind in schweizerischen Ausstellungen so eingehend 
und liebevoll vorgeführt worden, daß in ihren Ausstellungen und 
Ausstellungskatalogen für eine ausreichende Vorstellung der Ge* 
samtwerke dieser Künstler nach ihrer mengenmäßigen, thematischen 
und künstlerischen Spannweite zuverlässige Grundlagen zur Verfü- 
gung stehen. Das Werk dieser Maler ist damit zum Besitz des 
Schweizer Volks geworden. Für Vallotton gilt dies heute noch nicht. 
Auch die größten seiner bisherigen, nicht häufigen Ausstellungen 
stehen in einem unzulänglichen Verhältnis zum Reichtum des Ge- 
samtwerks, um einen derartigen Boden darzustellen. Das Werkver- 
zeichnis erst ermöglicht, es in seiner Gänze zu umfangen und zu 
erfassen. 
Es zeigt, was alles auf den Künstler eindringt, und was er seiner- 
seits, der Reihe nach, in Angriff nimmt. Sein Werk hat, in sich the- 
matisch gleichartige, „Reihen“, Vallotton seine verschiedenen „Zei- 
ten“. Es ist kein falterhaftes Naschen, da und dort. Er scheint sich 
manchmal von einer bestimmten Stoffgruppe kaum lösen zu können: 
Il faut avoir toujours du nouveau ä dire sur le m&me sujet. Wenn 
aber der Wechsel eintritt, ist er meist sehr entschieden. 
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