Volltext: Félix Vallotton - 1865-1925

Über den Künstler orientieren den Ausstellungsbesucher vorerst 
sechs Selbstbildnisse. Das früheste, von 1885, zeigt einen 
Knaben fast noch, den Zwanzigjährigen, der 1882 aus der Hut des 
Elternhauses in Lausanne nach Paris gekommen ist, still und begabt 
sich die Achtung der Lehrer und Mitschüler an der Academie Julian 
erworben hat und mit dem Bildnis Ursenbach schon seinen „Salon“ 
auf der Staffelei bereit hält. Forschend, noch mit dem unbewußten 
Schimmer von Schüchternheit und Träumerei, hält er im Spiegelbild 
sich selber stand und gibt sich wie im Leben auch im Bild in unge- 
schmückter Sachlichkeit. Still und zurückgehalten wie der Mensch 
ist auch die Malerei. Taf. 1. 
Mit der fast gleichen Neigung von Haupt und Blick, mehr auf 
die Welt von außen her herunterschauend als aus ihr heraus, steht er 
1903 hinter der Gruppe seiner Malerfreunde an der Wand. Taf. X. In 
den bald zwanzig Jahren seit dem Jünglingsbild ist viel geschehen. Die 
einfachen Gesichter seiner Eltern und Geschwister sind versunken 
vor Bildern aus einer eigenen, von Freundschaft und weiblicher 
Hingabe erhellten, bescheidenen Häuslichkeit, dann diese abgelöst 
worden durch verschwiegene Zimmer, in denen zwischen Teppichen 
und schweren Polstern und Vorhängen Damen und Herren geheim- 
nisvoll zu ritterlichen oder tragischen Begegnungen sich treffen. 
Unter den Bildnissen erscheinen Gestalten aus einer neuen, nicht so 
schlichten Welt wie die seiner Verwandten und Genossen der ersten 
Pariser Zeit. Sogar die Schweizer Landschaften werden breit und 
weich wie Sammt. Vallotton vermählt sich 1899 mit einer geistreichen 
Dame der Gesellschaft, der verwitweten Gabrielle Rodrigues-Hen- 
riques, einer Tochter aus dem Hause Bernheim Jeune, und ver- 
tauscht im Februar 1900 den schweizerischen Heimatschein mit der 
französischen Staatsbürgerschaft. 
Entschlossenheit spricht aus der schmächtigen, aber straffen 
Gestalt des Selbstbildnisses von 1905, mit leicht bläulich erhelltem 
Grau von Kleid und Hintergrund, und rosig durchblutetem Gesicht 
mit dünnem Kinn- und Schnurrbart. Die schöne Frau in weißem 
Atlas, hochrotem Flor und mit schwarzer Haarkrone ist seine Gattin. 
Taf. XI, XI. 
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