Darauf lackierte sie den Kanarienvogel, und siehe da, als sie
ihn wieder in sein Bauer setzte, sang das liebe Tierchen nur
noch Negerlieder. Es war einfach erstaunlich. Emilies Mutter
glänzte vor Begeisterung wie Fett. Es war einfach erstaunlich,
welchen Trost der Lack zu spenden imstande zu sein fähig
war. Die ganze Verwandtschaft stand unter Hypnose von dem
schwarzen Lack.
Nun wurde der Mann lackiert. Zunächst lackierte sie seine
Finger schwarz. Die Füße waren inzwischen nach innen ge*
krampft. Die Fingernägel wurden ausrasiert. Das sah so ko*
misch aus, daß die Mutter laut lachen mußte. Darum nahm
Emilie den Lackpinsel wieder und lackierte jetzt seine Ohr*
läppchen. Die Ohren selbst wurden kirschrot angestrichen.
Ich erwähne das ausdrücklich, weil es nur eine vorübergehende
Maßregel war. Später lackierte Emilie auch seine ganzen Ohren
schwarz.
Darauf nahm sie weißen Lack. Zunächst wurde der Rest des
schwarzen Lacks weißlackiert. Sie glauben ja gar nicht, wie
das bloß aussiehtl Es entstand auf diese einfache Weise
schwarzlackierter weißer Lack. Aber kein Mensch glaubt es,
wie das bloß aussieht. Immerhin gab es eine Kreuzung zwi*
sehen schwarzem und weißem Lack.
Einen Augenblick überlegte nun Emilie. Dann nahm sie
wieder ihren weißen Lack. Zunächst wurde seine Nase weiß
lackiert, dann die Stiefel weiß, der Zylinderhut weiß, die Knöpfe
weiß. Der Lack war gut und trocknete an der Luft in 2 Sekunden.
Der Mann war nun klar. Der Bart wurde ihm blankgeputzt,
und jedes Härchen erhielt eine kleine, weißlackierte Spitze.
Das sah aus wie Rauhreif.
Nun hatte sie endlich erreicht, was sie wollte, und brachte
voller Zuversicht ihre Lackflasche fort. Die Katze sollte nun
parfümiert werden. Emilie wählte Hundegeruch.
Und nun kam die Hauptsache. Der Mann wurde ganz mit
guter Butter eingeschmiert. Sein Hosenboden wurde mit
Schwefelsäure gereinigt. Sehen Sie, so präpariert konnte er
getrost das erste Salpetersäureklistier nehmen.
Auf diese einfache Weise entstand die Stadt Babylon.
KURT SCHWITTERS