Full text: Holland Dada (1)

Darauf lackierte sie den Kanarienvogel, und siehe da, als sie 
ihn wieder in sein Bauer setzte, sang das liebe Tierchen nur 
noch Negerlieder. Es war einfach erstaunlich. Emilies Mutter 
glänzte vor Begeisterung wie Fett. Es war einfach erstaunlich, 
welchen Trost der Lack zu spenden imstande zu sein fähig 
war. Die ganze Verwandtschaft stand unter Hypnose von dem 
schwarzen Lack. 
Nun wurde der Mann lackiert. Zunächst lackierte sie seine 
Finger schwarz. Die Füße waren inzwischen nach innen ge* 
krampft. Die Fingernägel wurden ausrasiert. Das sah so ko* 
misch aus, daß die Mutter laut lachen mußte. Darum nahm 
Emilie den Lackpinsel wieder und lackierte jetzt seine Ohr* 
läppchen. Die Ohren selbst wurden kirschrot angestrichen. 
Ich erwähne das ausdrücklich, weil es nur eine vorübergehende 
Maßregel war. Später lackierte Emilie auch seine ganzen Ohren 
schwarz. 
Darauf nahm sie weißen Lack. Zunächst wurde der Rest des 
schwarzen Lacks weißlackiert. Sie glauben ja gar nicht, wie 
das bloß aussiehtl Es entstand auf diese einfache Weise 
schwarzlackierter weißer Lack. Aber kein Mensch glaubt es, 
wie das bloß aussieht. Immerhin gab es eine Kreuzung zwi* 
sehen schwarzem und weißem Lack. 
Einen Augenblick überlegte nun Emilie. Dann nahm sie 
wieder ihren weißen Lack. Zunächst wurde seine Nase weiß 
lackiert, dann die Stiefel weiß, der Zylinderhut weiß, die Knöpfe 
weiß. Der Lack war gut und trocknete an der Luft in 2 Sekunden. 
Der Mann war nun klar. Der Bart wurde ihm blankgeputzt, 
und jedes Härchen erhielt eine kleine, weißlackierte Spitze. 
Das sah aus wie Rauhreif. 
Nun hatte sie endlich erreicht, was sie wollte, und brachte 
voller Zuversicht ihre Lackflasche fort. Die Katze sollte nun 
parfümiert werden. Emilie wählte Hundegeruch. 
Und nun kam die Hauptsache. Der Mann wurde ganz mit 
guter Butter eingeschmiert. Sein Hosenboden wurde mit 
Schwefelsäure gereinigt. Sehen Sie, so präpariert konnte er 
getrost das erste Salpetersäureklistier nehmen. 
Auf diese einfache Weise entstand die Stadt Babylon. 
KURT SCHWITTERS
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.