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in Zukunft nur noch Arbeitsstätte sein wird, liegen im Umkreise
um denselben und in genügender Entfernung in sich abgeschlos
sene Wohnstätten, Trabantenstädte von begrenzter Bewohner
zahl, deren Entfernung von der Zentralstadt bei einem zweck
mäßig ausgebauten Schnellbahnsystem eine ziemlich erhebliche
sein kann. Bei aller lokalen Selbständigkeit dieser Wohnstätten
bleiben sie doch Glieder eines Gesamtkörpers, bleiben eng mit
dem Zentralkern verbunden, bilden mit ihm eine wirtschaftliche
und verwaltungstechnische Einheit.
Dem unermeßlichen Vorteil, den eine Trabantenstadtanlage für
das Wohnungswesen bietet, steht der Nachteil gegenüber, daß
eine solche Anlage die Verkehrsverhältnisse nicht verbessert. Mit
der Lösung des Wohnungsproblems ist nur eines der beiden
wesentlichsten Großstadtprobleme gelöst. Das ebenso wichtige
Verkehrsproblem wird durch das Trabantensystem nicht im ge
ringsten verändert. In der Zentralstadt wird daher der Verkehr
dieselben Unzulänglichkeiten herbeiführen oder bestehen lassen.
Die horizontale Ausbreitung einer Großstadtanlage und ein
Trabantenstadtsystem darf als die Hypertrophierung des hori
zontalen Städtebaues angesehen werden, wird nie die Möglich
keit bieten, den sich immer weiter steigernden Verkehr der City
einwandfrei zu regeln. Immer wird von den Außenbezirken alles
nach der City drängen, die, wenn eine Stadt einmal eine gewisse
Größe erreicht hat, einfach nicht mehr die Möglichkeit bietet,
den Verkehr aufzunehmen, so daß schon heute die durch Hoch
häuser beherrschten amerikanischen Großstädte verkehrstech
nisch vollkommen chaotisch sind.
Aus diesem Tatsachenbestand ergibt es sich, neue Mög
lichkeiten zur Lösung des Städtebauproblems in verkehrs
technischer und wohnungshygienischer Hinsicht zu versuchen.
Im Gegensatz zu den bisherigen horizontalen Stadtanlagen, die
die Unmöglichkeit ihres Weiterbestehens als Großstadt mehr
und mehr erweisen, muß die Stadt der Zukunft eine vertikale
sein. Statt noch weiterer Ausbreitung in der Ebene weitere
Konzentration, weitere Zusammenballung. Aufbauen der ein
zelnen Stadtelemente, funktionell voneinander geschieden, der
Höhe nach, gewissermaßen zwei Städte übereinander, unten
die Geschäftsstadt mit ihrem Autoverkehr, darüber die Wohn
stadt mit ihrem Fußgängerverkehr, unter der Erde der Fern-
und Stadtbahnverkehr, siehe Abb. 5 u. 6, eine Zukunftsauf
gabe, deren Lösung zu einer unerbittlichen Forderung wird.