Volltext: Ludwig Hilberseimer: Grosstadtbauten (18/19)

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in Zukunft nur noch Arbeitsstätte sein wird, liegen im Umkreise 
um denselben und in genügender Entfernung in sich abgeschlos 
sene Wohnstätten, Trabantenstädte von begrenzter Bewohner 
zahl, deren Entfernung von der Zentralstadt bei einem zweck 
mäßig ausgebauten Schnellbahnsystem eine ziemlich erhebliche 
sein kann. Bei aller lokalen Selbständigkeit dieser Wohnstätten 
bleiben sie doch Glieder eines Gesamtkörpers, bleiben eng mit 
dem Zentralkern verbunden, bilden mit ihm eine wirtschaftliche 
und verwaltungstechnische Einheit. 
Dem unermeßlichen Vorteil, den eine Trabantenstadtanlage für 
das Wohnungswesen bietet, steht der Nachteil gegenüber, daß 
eine solche Anlage die Verkehrsverhältnisse nicht verbessert. Mit 
der Lösung des Wohnungsproblems ist nur eines der beiden 
wesentlichsten Großstadtprobleme gelöst. Das ebenso wichtige 
Verkehrsproblem wird durch das Trabantensystem nicht im ge 
ringsten verändert. In der Zentralstadt wird daher der Verkehr 
dieselben Unzulänglichkeiten herbeiführen oder bestehen lassen. 
Die horizontale Ausbreitung einer Großstadtanlage und ein 
Trabantenstadtsystem darf als die Hypertrophierung des hori 
zontalen Städtebaues angesehen werden, wird nie die Möglich 
keit bieten, den sich immer weiter steigernden Verkehr der City 
einwandfrei zu regeln. Immer wird von den Außenbezirken alles 
nach der City drängen, die, wenn eine Stadt einmal eine gewisse 
Größe erreicht hat, einfach nicht mehr die Möglichkeit bietet, 
den Verkehr aufzunehmen, so daß schon heute die durch Hoch 
häuser beherrschten amerikanischen Großstädte verkehrstech 
nisch vollkommen chaotisch sind. 
Aus diesem Tatsachenbestand ergibt es sich, neue Mög 
lichkeiten zur Lösung des Städtebauproblems in verkehrs 
technischer und wohnungshygienischer Hinsicht zu versuchen. 
Im Gegensatz zu den bisherigen horizontalen Stadtanlagen, die 
die Unmöglichkeit ihres Weiterbestehens als Großstadt mehr 
und mehr erweisen, muß die Stadt der Zukunft eine vertikale 
sein. Statt noch weiterer Ausbreitung in der Ebene weitere 
Konzentration, weitere Zusammenballung. Aufbauen der ein 
zelnen Stadtelemente, funktionell voneinander geschieden, der 
Höhe nach, gewissermaßen zwei Städte übereinander, unten 
die Geschäftsstadt mit ihrem Autoverkehr, darüber die Wohn 
stadt mit ihrem Fußgängerverkehr, unter der Erde der Fern- 
und Stadtbahnverkehr, siehe Abb. 5 u. 6, eine Zukunftsauf 
gabe, deren Lösung zu einer unerbittlichen Forderung wird.
	        
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