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Schriftleitung: =
Rudolf Börsch u. Jean Jacques.
Vertretung für Oesterreich-Ungarn:
Friedrich Hollaender, Prag.
Künstlerische Ausstattung: Hei-Bar.
Nachdruck nur mit genauer Quellenangabe gestattet.
Fünftes Heft. August 1914. Erstes Jahr.
Heldenverhöhnung.
Das Heldentum ist heute bei Wertheim zu haben. Es ist
Massenartikel geworden. Einer fliegt, Kopf nach unten. Die
Stadtbahn bringt die Menschheit nach Johannisthal. Und
jeder rühmt sich (als wäre es seine Tat) des Artistenstück
chens eines belanglosen Franzosen: „Wie herrlich ist doch
unsere Kultur!“
Daß man für einen Groschen fünf Untergrundstationen
in ein paar Minuten durchrast, ist bequem und heroisch.
Das liebe Herz schlägt höher in der Brust: „Wie herrlich
ist doch unsere Kultur!“
Man braucht keine Wunder mehr. Man erklärt sie. Alles
macht die Maschine. Der Wille stirbt. Man hat nur an
zukurbeln. Es wimmelt von Helden. Ihre Verehrung ist
eine Frage der Kollegialität. In Monistenbünden preist man
diese rätsellose Zeit: „Wie herrlich ist doch unsere Kultur!“
Alles übersetzt man in die eine Ebene. Raum und
Körper sieht man nicht mehr. Man fand das Schema, und
an den Schatten mißt man die Dinge.
Wenn sich die beleidigte Natur gegen diesen Unfug
kehrt, ein Riesenschiff in den Grund reißt, eine Stadt ver
brennt, ein Land im Erdbeben verwüstet und Helden for
dert — welche Tat gebiert dann diese Raserei? — Die