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Erschütterten vergessen das Ungeheuere. Man hat es ja
bequem; telegraphiert Funken, alarmiert die Feuerweh.,
das Schauerliche wird erklärt, verfilmt, Kommissionen fassen
Beschlüsse und den Untergegangenen setzt man das Denk
mal: „Wie herrlich ist doch unsere Kultur!“
Es gibt keine Fürsten mehr, die ihr Volk entflammen,
mit sich reißen in Krieg und Untergang. Die Propheten
starben, zu denen die Menge mit Ehrfurcht sah. Heute ist
ja jeder Held. Was geschieht, wird Allgemeingut. Jeder
nimmt Ruhm und Vorteil der Tat für sich in Anspruch.
Und die wenigen, die priesterlieh und wahrhaft heroisch
um Kunst und Vollendung ringen, sind den heutigen Helden
esoterische Aestheten oder Sonderlinge. Wer heute sein
Leben wagt, weiß nichts um Aufopferung, um das heroische
Alleinstehen am äußersten Punkt. Denn er tut aller Tat.
Sein Leichtsinn betäubt ihn mit billiger Hoffnung. Und
die gerühmte Gesundheit des Sports und der neuen Maschine
kann den lächerlichen Hohn dieses Heldentums auf die ein
same Größe eines Führers nicht verbergen.
Es ist kein Raum mehr gelassen für Gott und Taten.
Unterirdisch, in jeder kleinsten, freien Ecke windet sich
Hysterisches in Krämpfen. Verführend schön ist dieses irre
Leuchten. Bald ist die ganze Zeit verfault und reif genug,
daß der Eroberer komme und verwüste.
Rudolf Börseh.
Krieg.
Alle Straßen sind mit Blut beglitzt.
Gierig lecken vieler Hunde Münder.
Bajonette lüstern hochgespitzt.
Witternd recken sich die Zwanzigpfünder.
ln den Nächten drohte der Komet.
Ueber Städten platzen die Granaten.
Trommeln, Trommeln wird weitergeweht.
Braungeplättet liegen alle Saaten.
Hermann Plagge.