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er preisgegeben war wie der Geile seiner Gier, und die
ihn vor sieh herstieß durch die farblose Stadt, Landschaft
und viele Menschen, bis er, aufgerissen, in sich die wenigen
Worte fand, die er niederzuschreiben berufen war.
A. E. Günther.
Jean Arthur Rimbaud.
„O douceurs, 6 monde, 6 musique!“
Rimbaud. Les Illuminations.
I.
Rimbauds Werk ist reich und schön »selten und gefährlich,
wie eine Orchidee, wie die Digitalis, die er beschreibt, Blüten
einer bilderreichen Jugend, die schon, als er dichtete, die
Sehnsucht seiner Erinnerung war. Er ist Musiker. „Ein
Musiker, der etwas wie den Schlüssel der Liebe gefunden
hat.“ Seine Dichtung ist chaotische Musik, Aufbrausen über
die Schönheiten einer niegeahnten Welt von buntschimmern
den Ereignissen, Anbetung der tausend Gefahren und Ge
walten harmonischen Unglücks und Versinken vor der Glut
der eigenen Phantasie: „Je suis maitre de silence.“
Und doch hat er Furcht vor dem Schweigen. Die Stille
um ihn ballt sich in wilde Dissonanzen, deren Auflösung
nur er kennt, in Fantasmagorien, deren Herrschaft in seiner
Jugend und in der Gewalt seiner Anbetung liegt. Es ist ihm,
als habe er, der Meister, plötzlich nicht mehr die Gewalt
alles aufzuhalten, was er selbst heraufbeschworen hat. Es
ist das angenehme Gefühl plötzlicher Machtlosigkeit, er wird
sich seiner Jugend bewußt: „Je ne pourrai jamais envoye
Famour par la fenetre.“
II.
Diesen Gegensatz seiner Musik zum Gefühl seines
Schweigens deutet er um in eins, in das Gefühl einer weh
mütigen Trauer um einen unwiederbringlichen Verlust von
Dingen, die er nie besaß : „La musique savante manque ä
notre desir.“
III.
Das Bewußtsein seiner inneren, machtvollen Zerrissen
heit verstummt vor seiner Anbetung: Durch seine Sinne*