Volltext: Neue Jugend (1-5;7-11/12)

Musik sein Recht nicht abgesprochen. Dies ist Kommiß 
brot — das nahrhafte, leicht verdauliche. Die Geschmacks 
nerven haben keine Schattierungen auseinanderzuhalten, die 
Farbe ist: farblos, der Duft: Geruch. Es fehlt auch die An 
lage und die Möglichkeit. Aber auch sie hören die Werke 
eines Gottes. Was gingen uns nun diese an? Warum 
schweigen wir nicht, verleugnen sie nicht? 
Weil sie Steine werfen. Diese, in deren Händen der 
Stein eine unpassende Waffe ist; die selbst des Steines un 
würdig sind. 
Das kämpfende ICH muß dem angegriffenen DU geistig 
das Wasser reichen, die Schulter berühren können. Ihm 
entgegen — aber auf der gleichen Stufe stehen. 
Das Bild eines Gottes, den wir auf hoch erhobenen Armen 
tragen, vor Pöbelwahn und entehrenden Steinwürfen zu 
bewahren, ist uns Gläubigen (das heißt: Dienern) heilige 
Pflicht. 
Betrachtet drum —: Gilbertianer, Kolloaner und Ihr alle, 
die Ihr der „leichtgeschürzten Muse (!)“ den Hof macht, be 
trachtet drum das Antlitz unseres Gottes Richard Strauß, be 
haltet iEurem -Urteil die Herzensfreudigkeit seines Musizierens 
und, was Ihr an Walzern und Melodik eben noch versteht. 
Im übrigen: versucht, den Stein, den Ihr werft, in der 
Beleuchtung Eurer hilflosen Einfalt zu erblicken —, und' 
— seltsam, einem Bumerang ähnlich deucht er Euch in 
gleichem Schwünge zu den Schleuderern zurückzukehren. 
Wer ihn Euch aber zu warf — schien es Euch nicht „die 
Vernunft“ zu sein! Ihr ist die Waffe berechtigt. 
2. Verkündung. 
Ins Horn gestoßen!! Herauf Wachträumer! Zaudernde 
(Ahnende!) — rüttelt Euch empor. Ins Horn gestoßen! 
In Reih und Glied! Wir wollen kämpfen für ihn — für 
unseren Gott. Seht — dort: strahlend läßt er sich über 
uns nieder, deckt mit den Falten seines unendlichen Mantels 
uns alle, die er ergriff. Blickt — die Sonne liegt auf seinem 
Schwert und blitzt und flimmert darin — und in seinem 
Schild der Diamant spiegelt alle Farben — ist unversehrt. 
Jeder Steinwurf schuf neue Glätte, neue Verheißung. Prü 
fung machte ihn hart. Seine Augen glänzen. In den Zei 
tungen, diesen Schmierblättern, stand: er ist fünfzig Jahre. 
Aber — wir wissen, daß er jünger ist, ganz junges Leben 
atmet, einer, dem kein Erdentum mehr streift. Euch Dummen 
und Neidern zum Trotz: ein Ewigjunger. 
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