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Mein Horn aber tönte gell und schrill, wie der Schrei des
Greif, der mit grauen Flügeln hinter meinem Odem
jagte, und den sie Pest fluchen.
Wiederum komme ich mit den Regenwolken. Die Menschen
beten zu mir:
Gott —, schütteln die Faust nach mir: Krieg. —
Und ich bin weder Gott noch Krieg. Sie wissen nicht, daß
ich nichts bin, wenn sie nichts sind. Darum bin
ich so ganz Gewalt, Kraft, Natur.
Sie sagen, ich hätte zwei Augen, das eine: Krieg, böse
und wild, das andere: Gott, gut und still.
Sie irren, eines ist es, man hat es Seele geheißen.
Sie können es nicht sehen, weiße Nebelschwaden bargen
mein Antlitz.
Jetzt aber reiße ich den Schleier von meinem Haupte und
sprenge über die Heide.
Wo mein Horn gellt, weinen Frauen und jagen Männer sich
Mord in die Brust.
Wo mein Roß wiehert, dampft die Erde Blut.
Es läuten die Glocken mich durchs Land: Krieg!
Sehet, so bin ich wieder zu Euch gekommen, die Ihr praßtet
und prachtet.
Ich kam in den Regenwolken, Sturm war mein Atem, und
Blitz mein Auge.
Der Tod ist mein Troßbube und Blut mein Banner.
Schließet die Tore und lauschet mit Angst in Euren Betten.
Eine neue Flut wird über Euch hereinbrechen — eine Sündflut.
Klammert Euch an die Felsen, und sie werden bersten.
Keine Arche wird Euch bergen, keine Taube Euren
Oelzweig tragen.
Sie dienten Euch, weil Ihr glaubtet. An wen glaubt Ihr nun?
Ihr glaubt an mich, der ich gewaltiger bin denn der Antichrist.
Ihr sprechet wahr, denn ich bin mehr denn Antichrist und
Uebermensch.
Ich bin der Widermensch und ich lebe solange Ihr lebt und
siege über Euch, da Ihr mich nicht besiegt.
Jetzt ist Zeit, Gerichtstag zu halten. Wie schwer werdet
Ihr mich tragen; denn Ihr habt mich leicht befunden.
Ich bringe Haß und nicht Frieden. Ich werde ihn nicht
bringen, es sei, daß Ihr ihn bringt.
Kein Tag ist zu sehen, Finster lähmt die Sinne.
Ein großes Sterben geht durch die Welt, —
Heiho, ich und mein Horn.