Volltext: Neue Jugend (1-5;7-11/12)

den Armen des erschütterten Freundes. Abigail Jussuf sprach so lange er lebte 
nie seines Liebesgefährten Namen aus, ohne sich zu besternen. — Bewacht von 
einer Anzahl Kosaken im obersten Gewölbe des russischen Towers zuMetschers* 
koje fand der Malik den Freund. Der gefangene, heilige Feldherr richtete sich 
sterbend von seinem Lager auf, als er Jussuf erblichte und rügte ihn zärtlich besorgt 
seiner Unvernunft. Aber ein verblutendes Morgenrot überzog zum letzten Male 
das wundervolle Antlitz Saschas, und Jussuf Abigail, der weinende Malik, schämte 
sich über den kleinen Splitter Gefahr, der er sich ausgesetzt hatte neben der be 
drohten ehernen Geduld seines liebsten Gespielen, dessen Glieder zum Gerippe 
abgemagert waren,- in seinen Lungen fraß der Bazill. 
In der Nacht noch ließ ihn der Malik einbalsamieren. »Tüsa goya min enti Tiba« 
waren die letzten Worte des sterbenden thebetanischen Kambyses/ Jussuf trug 
ihn Selbst mit dem schwarzen Knecht in einem Sarge auf den Schultern über die 
Ebene nach der alten Zarenstadt,- von dort schlossen sich die aufgetauten wilden 
Juden dem frommen Totenzuge an. Als die Leute in Theben ihren Malik und 
seine Häuptlinge kommen sahen, hißten sie schmeichelnde Trauerfahnen auf ihren 
Dächern, warfen sich zu Boden und verhüllten ihre Gesichte,- die Totenweiber 
klagten dreißig Tage und Nächte und Südraben flogen über die Stadt, die sangen 
die Melodien gottalter Psalme. Jussuf Abigail saß im Palast und weinte. Seine 
Häuptlinge vermochten ihn nicht zu trösten, auch schlug er launisch die Einladung 
des Ramsenith von Gibon aus, der eine Vorliebe für den spielerischen Jussuf 
empfand. Dieser schöne, eitle König fühlte sich persönlich von der kurzen Art der 
Absage getroffen und kündigte dem Malik die freundschaftlichen Beziehungen seines 
Landes, darin sich Abigail der künstlerischen Bestrebungen wegen gerne auf hielt. 
Diese kleine Ursache gab Anlaß zu einem späteren Kriege. Den Kaiser verlangte 
es nur nach Rüben, seinem teuren Halbbruder, der aber war in seiner Abwesenheit 
in die Schlacht gezogen, mit den Ariern gegen die Romanen und Slaven und 
Britten. Daß er ihm, dem kaiserlichen Bruder das antun konnte,- Jussuf nahm in 
seinem kaiserlichen Egoismus das Rüsten seines Bruders fast persönlich auf, darüber 
vermochte der verlassene Malik sich nicht zu trösten. Den heiligen Leib seines 
himmlischen Freundes bestattete er im Königsgewölbe bei Theben, und das thebe- 
tanische Volk fürchtete um die Gesundheit seines Kaisers, der sich selten noch 
unter sie auf den Straßen oder auf den Plätzen mischte, sich nicht einmal mehr 
beschauen ließ in seinen Gärten. Um die Abendzeit wandelte Jussuf manchmal 
dicht verschleiert durch die Gänge der Vorräume seiner Gemächer. Er war tief 
mit sich im Gespräch, oft hörten die Neger ihn fluchen wie die Baumfäller im 
Walde, und die Wände des Palastes wankten dann wie beim Erdbeben. Rubens 
Weib, die Mareia, beschuldete er ungerechterweise, eiferte wider ihre weiße Ab* 
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