Volltext: Neue Jugend (1-5;7-11/12)

Es soll sich jeder Mensch zur Andachtsnacht bekennen. 
Wie alt wir sind: der letzte Stern hat uns erreicht! 
Nun wißt, wie hoch eure Bestimmungen erbrennen: 
Man findet schwer den Weg: für dich ist er zu leicht. 
Und doch, auf einmal werden wir uns ganz erkennen, 
Dann siehst du bloß, wie alle Leistung selbst erbleicht. 
Die Welt ist unsre Arbeit, die der Mensch erwählte, 
Als er aus Zweifel seine Möglichkeiten zählte. 
Von Sternen ward den Wesen Weisung zugesprochen, 
Der Kern zur großen Umgeburt ins All versenkt. 
Wir horchten, mußten an das gleiche Schweigen pochen: 
Bevor wir zu uns kamen, wurden wir gelenkt. 
Doch endlich ist die volle Welt hervorgebrochen: 
Der Mensch hat sie den Dingen ahnungslos geschenkt. 
Die Sterne fingen an die Ewigkeit zu singen, 
Du hörtest sie, als wir die Liebe keusch empfingen. 
Die Liebe ist zu unsrer Welt herabgestiegen. 
Wir waren arglos, als sie plötzlich zu uns kam. 
Da kannten wir den Wind und sahen Wolken fliegen, 
Ein Weib, das sich auf einmal anmutvoll benahm. 
Wir schauten in den Wald und auf sein Wipfelwiegen, 
Da hüllte sich die Frau ins Haar und stumme Scham. 
Ich witterte den Sternen froh und ernst entgegen : 
Zur eigenen Geburt ist uns am Kind gelegen. 
Erkämpfe dich in deinen schlichten Vatersorgen, 
Daß man sich kennen lernt, verdankt man seinem Sohn. 
Die Plage hält die Lebensantworten verborgen, 
Sie bricht die Hoffart und verschmäht den Siegerlohn. 
Der Ehrgeiz flieht: du hoffst auf ein bescheidnes Morgen, 
Du wirst für dich genug, denn sieh, du kennst dich schon. 
Es kann der Mensch sich auf sein altes Maß verlassen, 
Den Adel haben wir: fast keiner mag ihn fassen. 
Theodor Däubler
	        
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