1.
Es gibt Leute* die 'behaupten, dass unsere mo
derne Plakatkunst eine vorübergehende Modesache sei,
aber ich möchte gerade das Gegenteil aussprechen ’
Ich bin ein grosser Liebhaber und Förderer dieser
neuen Kunstverwertung, aber nach meiner festen Ueber-
zeugung gewinnt die Plakatkunst einen immer grösseren
Anhängerkreis und wird, dauernd bestehen bleiben,
wenn nicht einmal eine Erfindung gemacht wird, die
das ganze künstlerische Propagandafach umwirft. (Aber
so etwas ist wohl die nächsten Jahrzehnte nicht zu
befürchten). Denn aie Plakatkunst erfüllt ihren
Zweck: sie ist eine gute und geschmackvolle Reklame.
2.
Ein Plakat muss vor allen Dingen den Vorüber -
gehenuen sofort fesseln. Man muss dem Plakat gleich
ansehen, für welche Branche es gedacht ist und es
darf also keine Zweideutigkeit aus dem Bild hervor
gehen. Schrift und Bild müssen als ein einheitliches
Ganzes wirken und sich gegenseitig ergänzen. Je we
niger Schrift ein Plakat enthält, desto wirksamer ist
es und einen desto längeren Eindruck hinterlässt es •
dem Beschauer. -
Welchem Lande man in der Plakatkunst den Vorzug
einräumen muss, kann ich hier nicht a.n& ben; das wür
de zu weit führen. Begnügen wir uns mit der erfreu
lichen Tatsache, dass Deutschland im modernen Plakat
wesen eine grosse Rolle spielt und mit an der Spitze
steht* Jm Deutschen Reich sind Berlin und wohl auch
München die führenden Städte und grösstenteils mass
gebend für die Kunstvertreter anderer Gegenden. Als
Berliner möchte ich eine kleine Besprechung über das
Können unserer Berliner Plakatkünstler wiedergeben,
in der Annahme, dass sich ein grosser Teil unserer