Volltext: Neue Jugend (1-5;7-11/12)

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Munde die leidenschaftliche Frage Jussüfs nach Seinem Herzgefährten, der immer 
als Nibelungein Seinem Gedächtnis maiblühte. Schill, der pfliditgetreue Kürassier, 
der seiner Schüchternheit wegen von seinen Kameraden verspottet wurde, trat be* 
herzten Schritts aus der Mitte der Soldaten dicht vor den Thron, wiederholte noch 
einmal, daß Giselheer der Nibelungenfürst in Flandern stehe und — setzte er 
bedeutungsvoll hinzu, sich verzweifelt gegen die Indierstämme behaupte. Aber 
Calmus Jezowa, der weise Wildjude um Abigail Jussuf, konnte sich ein Lächeln 
nicht ersparen,- Asser und Gadund Memed*Laurencis fürchteten um ihren 
Liebeskaiser und schonend um Jussufs Schulter legte Salomein seinen Arm. Nur 
Morderche'i der Riese vertraute der Klugheit und dem Hochgefühl seines stolzen 
Spielgefährten. Auf dem Fuß des Saales entfiel der Hand des Malikschreibers 
der Griffel. Abigail, der den Knaben längst bemerkt und wiedererkannt hatte 
von seiner Wallfahrt her zum heiligen Freunde, rief dem jungen Manne aus 
Irsahab zu: »Hebe deinen Griffel auf, Sohn des gottesfürchtigen Tamm und der 
guten Miene und schreibe nieder, daß der Kaiser Abigail Jussuf Seines Levkojen-* 
herzens Liebe, Seines Liebesherzens Levkoje opfere, denn er habe beschlossen, Seine 
teuren Brüder nicht zu führen in den abendländischen Krieg.« Viele der Thebetaner 
weinten, fielen vor ihrem Jussuf nieder, streichelten Sein Gewand und die, welche 
sich näherten Seine Hände und Seine Füße zu liebkosen, hob Er zu Sich empor 
und küßte den Schlichtesten auf den Mund, so daß der zu Seinem Ansehn wurde. 
Nur des Kürassiers Schills Unzufriedenheit bemerkte der Malik mit vornehmer 
Zurückhaltung und billigte dessen Kaisertreue, die den Soldaten zu einer List ver* 
führte gegen — Ihn — Abigail. Und Er betonte, daß Er an die Zwangslage 
seines Kaiserlichen, arischen Herrn mit ganzem Herzen glaube, wie Ihm 
Zebaoth gebiete, dem blutenden Länderhandel fern zu verharren. Abigails weiche 
Stimme wuchs dunkel in den Urwald, »aber mir«, berichtete der Schreiber, »ent* 
ging kein Wort des Throns.« 
Einige von den Rittern baten den Kaiser Sich über den Weltkrieg zu äußern. 
Aber der hellseherische Malik ahnte,- wen der Tod von den stürmisch Fragen* 
den bald brechen würde, und er vermochte Sich nicht gleich zu sammeln,- betrachtete 
schmerzlich den goldlockigen Tristan, richtete zarte Worte an Caspar Hauser, 
erkundigte Sich bei Roller ernsthaft nach dem von Ihm so hochgeschätzten Carl 
von Moor, den er wahrhaft in Sein Herz geschlossen habe. Und ob Schiller mit 
Goethe noch befreundet sei. Der Roller konnte ein Auflachen nicht verkneifen, 
ebenso erging es von Hutten, der mit dem Geschichtsschreiber, welcher diesen 
Maskenstreich auf dem Gewissen hatte, verständnisvolle Blicke wechselte. Aber 
auch sehr viel herzliches Interesse zeigte Jussuf Abigail für Friedemann Bach und 
den grünen Heinrich. Grimms Bäuerlein beguckten Sich der betrogene Malik 
und Sein Brüderchen wie zwei kleine, neugierige Buben. 
„Ihr haßt das von Gott Euch anvertrautß AßendCandnicht CießßvofCgßnug 
gßpßßgt, tviß tvärß sonst aus Sßinßr Eicßß ßinß Eormßfgßwordßn. ” 
„DasErdßifdßaßßsich vßrscßoßßn undvßrdunhßfß diß Gßßirnß dßrLändßr. * 
Der Malik erzählte von dem fürchterlichen Gesicht, das Er einige Tage vor dem 
Kriege gehabt habe. Ihm habe geträumt, Er wäre der Kaiser Wilhelm gewesen 
und drei Riesenschlangen seien seinem Lager entstiegen, die Gescheckte neigte
	        
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