Full text: Neue Jugend (1-5;7-11/12)

Zwei Gedichte 
von Friedrich Hollaender. 
A d j a. 
Ueber alles Denken bist Du 
mir gewesen. — 
Wie Herbstnacht auf duftnasser 
Wiese. Nur ich 
kam Dir so fremd. 
Weißt Du mich noch? — 
Wie Syrinxsang und fernes Getön — 
doch lieb, wie unendlich 
verschwistert, 
flössest Du mir entgegen. 
Nur ich — verloren und dunkel — 
nahm Dich, emporgeboren 
aus Weh und Weh, 
ratlos — fremd 
in mich auf. — 
An Frau J. 
Fort — meilenweit weg sein, 
einen Schimmer in den Augen — 
wie von einem dunklen Kleid 
um ein griechisches Weib! 
Untergehn — tief entströmen, 
ein Sinnchen im Hirn — 
fein wie Glasgespinst — 
wie von einem Brausen und Gären, 
das man bis ins Mark spürt — 
(o zartsüßes Klirren einer Silberglocke!) 
Dann hoch — empor — aufschauen — 
die Augen schließen müssen: 
Edelheit — Licht! 
Aphorismen. 
Man liebt die Natur in der Vorstellung umsomehr, 
So mehr man sie durch Kunst verunstaltet sieht. 
Des Mannes Ideal ist Streben; 
Des Weibes Ideal der Mann. 
Etwas genial Geschaffenes befriedigt den 
Schöpfer nie, weil es nicht durch Tätigkeit, 
die allein zu befriedigen imstande ist, gefunden 
wird, sondern blitzartig, unbewußt. H. Paul.
	        
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