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die man als allererstklassig bezeichnen darf. Der Mann hat
noch eine große Zukunft!
Leonhard Fries versucht, Deutsch zu imitieren, aber
es gelingt ihm nicht. Trotzdem zeichnet der Mann gut und
vor allem richtig bis ins kleinste Figürchen. Seine Arbeiten
sind nicht gerade originell, aber auch keineswegs langweilig;
schade, daß man so sehr wenig von ihm sieht Er scheint
nicht genug Kaufmann zu sein, um seine Werke an den
richtigen Mann zu bringen.
Joe-Loe versteht es im Gegensatz zu Fries sehr gut,
seine Arbeiten zu verkaufen. Dieser Joe-Loe gefällt mir in
keiner Weise. Seine Arbeiten zeugen weder von Geschmack
noch von Können. Damen versteht er ganz und gar nicht
zu zeichnen. Das werden immer schreckliche, völlig un
proportionierte Gestalten. Seine Arbeiten hinterlassen über
haupt keinen Eindruck. t
Paul Scheurich läßt selten etwas von sich sehen;
aber was man sieht, ist von zwerchfellerschütternder Komik
und voller Ironie.
Ernst Neumann arbeitet nur für Automobilfirmen.
Aber für diese Branche hat er nie erschöpfte Ideen. Seine
Zeichnungen haben Schwung und Eleganz, er hat guten
Geschmack und ist —- wie schon gesagt — für Entwürfe
von Automobilen am besten geeignet und erstklassig.
Louis Oppenheim ist gar nichts Besonderes. Seine
Plakate sind gut in der Technik, aber geschmacklos. Anzu
erkennen sei seine Schrift, in der er wirklich Gutes leistet.
Somit bin ich am Ende meiner Betrachtungen angelangt.
Gar mancher müßte noch erwähnt werden: John Pape,
G. v. Finetti, E. Heilemann, Dely, Hajduk, der
hochoriginelle Johsteiner, K. Q. Richter, Korch,
E. L ü b b e r t u. a. m. Als Münchner Künstler einzig und
allein der großartige Ludwig Hohlwein; den Plakatmaler
Kunst, Hohlweins ebenbürtigsten Genossen, hat der Tod
vor kurzer Zeit im blühendsten Alter und mitten aus seinem
Wirken und Schaffen, an der Schwelle des Erfolges, dahin
gerafft. — —
Auf jeden Fall lebt der fleißige Kunstmaler in recht
guten Verhältnissen. Aber ehe er sein Zeil erreicht hat,
ist eine dornenvolle Zeit durchzumachen. Gründliche Vor
bildung, vor allem das Studium der allgemeinen Kunst vor
einer Spezialisierung; Liebe zum Beruf und ein wenig
Raffinement sind notwendig, um den Traum von der glück
lichen Zukunft erfüllt zu sehen. Heinz Barger.