Volltext: Neue Jugend (1-5;7-11/12)

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Zwei Ausstellungen in Berlin. 
1. Neue Sezession. 
Gemäldeausstellungen und Künstlervereinigungen sind 
wirklich keine Verkehrsvereine und Museen. 
Kampfplätze, Schlachtfelder mit Toten und Verwundeten 
wohl aber. 
Eine Ausstellung, von deren politischen und polemischen 
Betätigungen man gehört hat, verlor schon dadurch an Wert. 
Was hier gezeigt wird, ist nur selten großes sieghaftes 
lachen, selten nur elendeste Qual, selten nur verzweifelster 
Kampf. 
Viele Bilder begeistern; nur wenige erschüttern. 
Nicht als Kritiker, doch wozu ist das nötig zu sagen, 
spreche ich Worte. 
Keine Erinnerung an Beate sollen diese Zeilen sein. 
Wesentlich ist und hat zu sein: was übrig bleibt. Was 
bleibt übrig? sagt und fragt Feirefiz. 
Uebrig bleibt, komm Beate, setz dich zu mir und lasse 
mich blaue Bäume und Wjälder in deinen Händen sehen. 
Uebrig bleibt also: Morgner. Melzer. Schmidt - Rottluff. 
Richter-Berlin-Friedenau. Laurencin. 
Morgner, dessen Zeichnungen weit verinnerlicht den 
Weg (die Bewegung) ahnen lassen. Vermuten lassen. Diese 
Blätter, die nicht mehr schreien; winden sich in größter 
Qual. Erschüttern. Greifen an das sogenannte Herz. Liegen 
weitab. Zu diesem haben wir zu kommen: zu dem pro 
grammlosen Kampf, der noch nicht Revolution ist (oder: 
doch schon?). — Der Geist, der überhaupt erst um seine Be 
rechtigung kämpft. 
Melzer, nun Beate ... du kicherst? Lulus Beine ärgern 
dich? Doch versprachst du mir, das Mirakel und den Katho 
lizismus, Tango und Schnepfendreck um Marie Laurencin zu 
lassen. (Tango, Mirakel, — — und den Mond!) 
Melzer, also läßt du mich über ihn sprechen, — — 
Nein? . . . Gut! — 
Nicht die Staffelei geht uns an. Die weit-wildwehende 
Fahne des Schmidt-Rottluff bietet Blicke. Ahnungen. Glaube. 
Hier ist der Wille so stark, daß — so stark, daß Beate 
lacht. Lacht. 
Leidenschaft, Temperament (als bürgerlich evtl, kon 
zessionierte Werte) reihen sich zusammen zu literarischen 
Barrikaden, auf denen steht: Wert der Farbe.
	        
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