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Grausamkeit: der Hohn, der den Willen und den Glauben
kündet. —
Frei von Sentimentalität und Romantik sehen wir das
Große und Schöne in den Schöpfungen.
Menschen ragen wir in der Pracht der Tage und
Nächte.
Und wir wissen um die Kunst. Das wilde Erschüttern
einer Leidenschaft reißt uns fort. Und hingegeben sehen
wir die Künstler, über die ihr Werk hinaus wuchs.
Klein wähnen wir uns in den Augenblicken der größten
Erhebung, wenn wir zum Gotte finden, wenn wir um
die heiligste Stunde kämpfen.
Die Zeit treibt uns durch tiefste Läuterungen, die wir
nur überwinden, wenn wir stark und menschlich in Kämpfen
siegen.
Ein Sieg birgt für uns Verzweiflung. Doch niemals
ist diese für uns Tod; den Tod kennen wir nicht. Die
Schwadien unter uns können und dürfen nicht bestehen.
Doch sollten wir niemals den Kopf schütteln. — Zu
niemandem steigen wir hinab. Wir versuchen ihm unsere
Welt zu geben. Eine Welt, die er sich noch nicht erringen
konnte; weil er sich einsam glaubte ohne Freund.
Es gibt keinen, mit dem wir nichts anfangen könnten.
Jeden haben wir zu einem Instinkten Menschen zu machen.
Wer zurück fällt, taugt nichts.
Diesen wollen wir bekämpfen. Mit unserer jungen Kraft
wollen wir uns gegen Unfähigkeit und Schwäche stemmen.
Nur so werden wir jeden als Menschen vor uns haben,
und Masken und Fratzen sinken bestenfalls als über
wunden zurück.
Wir wehren uns gegen unseren Feind: die Erinnerung.
Sie, den höchsten Moment jedes Erlebnisses zu einem Sou
venir verarbeiten will, ihm Fort leben nur im Gedächtnis
gestattet, werden wir bald nicht mehr kennen. Und vor
aussehend wird die Erinnerung kein Maßstab unserer Stun
den sein.
Wir werden uns nicht im Erleben unserer Tage gehen
lassen und seicht genießen. Wir reißen unsere Kräfte zu
sammen im Bewußtsein unserer Zeit. Wissend, daß wir 1
für ein Werk leben, lieben wir dieses.
Und der Glaube an uns wächst. Wir trauen uns und
bauen groß unser Ich auf.
So werden wir andere Egozentren um uns anerkennen.